Krimikolumne zu «Collateral»
Ein Mord, der in die Welt weist

In der grandiosen Netflix-Kurz-Serie «Collateral» zeigt der Mord an einem Londoner Pizzakurier Englands globale Verstrickungen und Probleme auf.
Publiziert: 12.09.2021 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2021 um 15:31 Uhr
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«Collateral» mit Carey Mulligan …
Silvia Tschui

Kaum hat der «Tatort» nach der Sommerpause wieder angefangen, gibts schon wieder eine Lücke. Perfekt, um auf eine kleine, feine Kurz-Serie auf Netflix hinzuweisen. «Collateral», mit einer brillanten Carey Mulligan in der Hauptrolle als Ermittlerin, hat insgesamt nur vier Episoden à je einer Stunde, was in Zeiten, in denen einem spannende Netflix-Serien mit ihrem Suchtpotenzial immer mal wieder den Schlaf rauben können, recht angenehm ist.

Ein Militärprofi erschiesst einen Pizzakurier – weshalb nur?

Ein Pizzakurier namens Abdullah liefert einer eher unangenehmen Upper-Class-Hausfrau eine Quattro Stagioni ab – und wird danach erschossen. Was als Routineuntersuchung beginnt, wird bald komplex: Der Schuss scheint von einem Profi mit militärischer Ausbildung abgegeben worden zu sein. Der Ehemann der Hausfrau ist ein hochrangiges, auffällig nervöses Mitglied des Parlaments. Der Erschossene hingegen war ein illegaler syrischer Immigrant, in dessen Wohnung sich seine zwei Schwestern verstecken. Auch Kirchenmitglieder sind in den Fall involviert – etwa die lesbische Pfarrerin Jane, deren Partnerin die einzige Zeugin des Mordes ist und die ebenfalls eine illegale Immigrantin ist und deshalb nichts sagt. Und weshalb hat Abdullahs Chefin in letzter Sekunde die Einsatzpläne geändert? Wem hätte der Schuss sonst noch gelten können und weshalb?

London von unten – und oben

«Collateral» ist so nicht nur eine spannende und dank ein bisschen britischem Humor unterhaltsame Morduntersuchung, sondern auch ein grandioses Sittengebilde diverser Gesellschaftsschichten von London und England unmittelbar nach dem Brexit.

«Collateral», 4 Folgen, Netflix
Wertung: Fünf von fünf


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