So vielversprechend dieser «Polizeiruf 110» anfängt, so enttäuschend ist er bereits in der Mitte. «Das ist doch hier keine Therapiestunde», sagt irgendwann sinngemäss ein Polizist – um jetzt den Satz exakt zu zitieren, müsste ich die ganze Folge nochmals sehen, und das tu ich bei allem Respekt vor Ihnen, liebe Leser, nun doch nicht. Denn das Ganze ist leider wirklich eine Therapiestunde.
Händchen halten mit einem gestörten Mörder
Eine Therapiestunde mit einem Mehrfach-Möchtegernvergewaltiger und Einmal-Mörder, der bereits auf dem Münchner Revier sitzt. Die Verdachtsmomente sind überwältigend, die Beweise gleich null. Und der Typ aalglatt und gleichzeitig ziemlich gestört. Die Zeit, in der die Polizei ihn auf dem Revier behalten kann, wird knapp. Wird es – Achtung, Spannungsmusik: dunn-dunn-dunn-dunn – Polizeioberkommissarin Bessie Eyckhoff (Verena Altenberger, 33) schaffen, die harte Nuss zu knacken und ihm in letzter Minute ein Geständnis abzuringen? Oder – dunn-dunn-dunn-dunn – doch nicht?
Kameratricks sind cool – nicht aber ohne Plot
Die Folge beginnt mit einem Voiceover und einer filmischen Montage. Eine ziemlich innovative Sache, die sich aber leider bald abnützt – und spätestens wenn die Kameratricks beim Vierfach-Splitscreen (vier Handlungen, die gleichzeitig gezeigt werden) angelangt sind, muss man sagen: «24» mit Kiefer Sutherland (54) – die Serie, die diesen Filmtrick bereits im Jahr 2001 zu Tode verwendet hat – ist diese «Polizeiruf 110»-Folge nicht. Diese Therapiestunde kann kein noch so innovativer Kameratrick retten. Schade, denn Verena Altenberger, die erst in ihrer vierten Folge mitspielt, sieht man eigentlich sehr gerne zu.
Einmal mehr gilt eben: Für einen guten Film braucht es zuallererst eine gute Story.
«Polizeiruf 110»: «Bis Mitternacht», 20.15 Uhr, Das Erste
Wertung: Zweieinhalb von fünf