Der Sommer ist zu Ende, und jeder bemerkt es auf seine Weise. In unsere kleine Badi im Wald ist ein Frosch eingezogen, seit die Blätter der Buchen drumherum ihren bunten Teppich auf den Liegewiesen ausbreiten. Unser Kamin ist wieder in Dauerbetrieb. Und neulich hatten wir tatsächlich zum ersten Mal Heisshunger auf Fondue.
Weniger traditionell fällt in diesem Herbst das Aufstocken der Garderobe aus, je nachdem, wie die vergangenen Monate unseren Lebensstil verändert haben.
Wer weiter im Homeoffice arbeiten kann und will, der schafft sich ein, zwei neue Kaschmir-Hoodies an (am besten in Knallfarben) und investiert in einen perfekten Haarschnitt einschliesslich Mèches (vom Coiffeur, bitte!). So punktet man in Zoom-Sitzungen: Eine Ringleuchte hat man schon letztes Jahr installiert und den perfekten Hintergrund ergänzt man hin und wieder mit ein paar nonchalant hindrapierten Accessoires.
Nicht allzu hoch hinaus
Wer inzwischen auf dem Land lebt, hat eine grosse Auswahl an unzähligen Stiefelmodellen – sämtliche sind Arbeitsschuhen, Reitstiefeln oder Wanderausrüstungen nachempfunden. Und die gute Nachricht für alle, die ins Büro zurückkehren: Hochhackige Schuhe, um auf den Laufstegen zwischen Kantine und Konferenzraum zu überzeugen, sind in diesem Herbst nicht ganz so hoch. Gerade so, als wollten uns die Designer ein wenig Zeit geben, um die Umstellung von Sneakers und Birkenstocks auf High Heels vorzunehmen.
Vom Ruderklub zu Lady Di
An einem Kleidungsstück jedoch kommt in diesem Herbst keine Frau vorbei – dem klassischen Blazer. Dieses sportlich geschnittene Jackett, das seinen Namen wohl den flammend («blazing») roten Jacken eines College-Ruderklubs in Cambridge verdankt, gibt es in unzähligen Varianten.
Wer sich nicht entscheiden kann, google sich durch Fotos von Lady Diana Spencer. Nachdem sie dem Hause Windsor den Rücken gekehrt hatte, wurden die Jupes zwar kürzer und die Ausschnitte tief, aber zu ihren Mom-Jeans, Radlerhosen oder Strassenkleidern trug die damals meistfotografierte Frau der Welt beinahe immer einen übergrossen Blazer.
So werden wir das auch machen. Und die Referenz auf die eher unglückliche Prinzessin passt doch irgendwie auch: Sind wir alle nicht ein wenig von der Rolle in diesem Herbst?
Lisa Feldmann hat sich schon als Chefredaktorin der Zeitschrift «Annabelle» über die tiefere Bedeutung unserer alltäglichen Lifestyle-Produkte Gedanken gemacht. Heute liest man darüber jeden zweiten Samstag im Blick und auf feldmanntrommelt.com