Lerne ich Menschen im Zusammenhang mit dieser Kolumne kennen, sind diese immer überrascht. Nicht weil ich überproportional gross wäre oder viel besser als auf meinem Blick-Bildli aussehe, sondern wegen meines Dialektes. Ich bin nämlich keine «Bärnerä», wie es mein Studienort suggeriert, sondern komme aus der wunderschönen Limmatstadt Baden.
Genau da findet seit dem 18. August die zehntägige Badenfahrt statt – und die gibt es nur alle zehn Jahre! Kein Wunder also hat sich die Stadt und das gesamte Umland mit euphorischer Vorfreude auf die Festivität vorbereitet.
Es ist beeindruckend, wie sich dabei alle engagieren, die prachtvoll konstruierten Feststände während Monaten im Vorhinein aufbauen oder in einer Bar mitarbeiten. Es ist klar: Hier kommt Baden zusammen, um etwas Zauberhaftes auf die Beine zu stellen.
Ebenfalls klar ist jedoch auch: Es stehen zehn Tage voller überfüllten Strassen, viel zu lauter Musik in jeder noch so kleinen Gasse und nahezu kein Schlaf bevor. Aber davon lässt man sich die Badenfahrt nicht versauen – man kann sich schliesslich mental darauf vorbereiten.
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Womit ich hingegen nicht gerechnet habe: Dass ich die ersten paar Tage der Festivität mit einer grauenhaft schlechten Laune kämpfe. Nun gut, ich hätte es wissen können. Diese Laune beschleicht mich nämlich alle Monate aufs Neue. Und doch überrascht sie mich jedes Mal wieder.
Ich rede von dem PMS – dem prämenstruellen Syndrom. Für alle, die davon noch nie gehört haben: Das sind verschiedenste Beschwerden, zum Beispiel Stimmungsschwankungen, die frau vor der Menstruation erwarten. Plötzlich bin ich beschissen drauf, unglaublich müde und könnte alle, die auch nur ein bisschen komisch atmen, anschreien. Sobald ich meine Tage bekomme, macht alles Sinn und die Welt ist wieder schön.
Nun kenne ich viele Frauen, die ähnliches hormonelles Verhalten berichten und lese immer wieder von Sportlerinnen, die ihr Training an ihren Zyklus anpassen – mit Erfolg! Einige Firmen bieten bereits flexible Arbeitszeiten für Frauen an. Es ist nämlich auch so, dass frau in anderen Phasen des Zyklus hingegen besonders produktiv ist.
Dass der Zyklus aber bis vor Kurzem kaum Aufmerksamkeit gekriegt hat, trotz riesigem Einfluss auf unsere Leben, liegt daran, dass bis vor Kurzem vor allem Männer das Sagen hatten.
Aber jetzt schweife ich ins Politische ab. Who cares about that. Mein eigentliches Ziel mit diesem Text ist lediglich, mir allein eine bessere Badenfahrt 2033 zu bescheren. Daher mein Aufruf: Liebes Badenfahrt-OK, können wir die nächste Badenfahrt in zehn Jahren bitte so planen, dass sie mit meinem Zyklus in Einklang ist? Das wäre super!
Noa Dibbasey (22) studiert an der Universität Bern Sozialwissenschaften. Sie schreibt jeden zweiten Freitag im Blick.