Das Problem ist, dass sich die Gefühle, die wir für jemanden hegen, nicht zwingend mit jenen decken, die wir mit diesem Menschen empfinden. Jemanden gernzuhaben, ist eine simple und praktisch unverwüstliche Regung, mit ihm oder ihr gut auszukommen hingegen eine komplexe und entsprechend fragile Angelegenheit. Hier geht es nicht um Sympathie und Hormone, sondern um gegenseitiges Verständnis – und vor allem um Kompatibilität: Was brauche ich in einer Beziehung? Was kann ich unmöglich akzeptieren? Was sind unsere gemeinsamen Ansichten und Ziele?
Solange diese Fragen keine Antworten finden und diese nicht schonungslos angewandt werden, ist die Gefahr gross, jemandem nahe zu sein, den oder die man gleichzeitig liebt und auf den Mond schiessen möchte. Diese Wechselwirkung ist jedoch verwirrend und auf Dauer ungesund. Eine Beziehung ist dazu da, dass wir uns geborgen und verstanden fühlen.
Der Grund, warum Sie an der Seite Ihrer Partnerin nicht oder nicht oft genug so empfinden, ist darin zu suchen, dass Sie zu viele Kompromisse schliessen müssen für diese Beziehung. Das heisst, die Dinge, die Sie benötigen, um sich wohlzufühlen, sind nicht in ausreichendem Mass vorhanden, während es zu viele Aspekte gibt, mit denen Sie sich beim besten Willen nicht anfreunden können.
Schreiben Sie also auf einen Zettel, was Sie brauchen bzw. nicht tolerieren können, und laden Sie Ihre Partnerin ein, dasselbe zu tun. Vergleichen Sie dann die beiden Listen. Es ist gut möglich, dass Sie bisher einfach noch nie richtig ehrlich über diese Dinge gesprochen haben und dadurch ein neues Niveau der Intimität erlangen. Es kann aber auch sein, dass Sie Ihre Inkompatibilität erkennen – und dann sollten Sie diese akzeptieren und einander gehen lassen. Trotz aller Liebe. Oder gerade deswegen.