Heisse Tage, hitzige Tage
Wie Sie in diesem Sommer überleben

Die Hitze erhitzt auch die Gemüter. Die Menschen werden aggressiver, die Zahl der Gewalttaten steigt. Wie bewahrt man da einen kühlen Kopf? Viel Wasser trinken hilft, reicht aber nicht.
Publiziert: 20.06.2022 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2022 um 15:48 Uhr
Trinken, trinken, trinken: Wasser hilft uns, trotz Hitze kühlen Kopf zu bewahren – und senkt zugleich die Zahl der Gewalttaten.
Foto: keystone-sda.ch
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Ursula von ArxJournalistin und Buchautorin

Natürlich gibt es immer viele Rechtfertigungsgründe, warum Sie sich gerade wie ein Ekel benehmen: Stress, Stau, Schlafmangel, die Kindheit, Herzweh, Zahnweh, das Leben im Allgemeinen. Im Moment bekommen Sie zusätzlich Hilfe vom Himmel: Mit Fug und Recht und wissenschaftlicher Unterstützung können Sie behaupten, die Sonne sei schuld.

Denn nicht nur schmelzen die Gletscher, nicht nur breiten sich die Stechpalmen und Götterbäume aus, derweil die Kastanienbäume und die Wurzeln der Kartoffelpflanze darben. Nicht nur zerkrümelt die drückende Schwüle den Beton, schmilzt der Asphalt unter den Füssen.

Nein, auch die Menschen entwickeln unter den erhöhten Temperaturen eine neue Version ihrer selbst: Ihre Lungen ringen um Sauerstoff, leberkäsige Nasen färben sich rot, Schweisstropfen verfangen sich in Barthaaren, fliessen die Arme hinunter, hinterlassen eine ölige Spur. Der Puls steigt, die Konzentration lässt nach, verdunstet in der glühenden Luft. Mit dem Körper erhitzt sich das Gemüt, die Menschen werden aggressiver.

Mehr Morde, mehr Geschrei

Es gibt einen die Kontinente übergreifenden, oft untersuchten und mit Zahlen belegten Zusammenhang zwischen Hitze und Gewalt: Bei hohen Temperaturen wird mehr gemordet, vergewaltigt, beleidigt. Polizisten schiessen schneller, im Strassenverkehr wird öfter gehupt und geschrien, Verkehrsunfälle häufen sich.

Und Forscher wie Craig Anderson warnen, die Gewaltspirale werde sich mit dem Klimawandel noch weiterdrehen, da dieser die Aggressionen auch indirekt verstärke: indem er zu mehr Umwelt- und Hungerkatastrophen und damit auch zu mehr Flüchtenden führe.

Bleiben Sie allein, bleiben Sie cool

Als Grund für die durch Hitze hervorgerufene erhöhte Reizbarkeit wird ausserdem Dehydrierung genannt. Generell würden wir zu wenig trinken, heisst es, inmitten einer Hitzewelle wird das für jeden offensichtlich, immerhin. Die Strassen, Parks, Aussenbars und Aussenbeizen, die Busse und Flüsse füllen sich mit heissen Menschen, die ihren Durst kühlen wollen, oft mit Bier, Gin, Chasselas, Chardonnay. Doch vor Alkohol wird gewarnt. Er heize die Wut zusätzlich an, auf die blöde Chefin, den fiesen Freund, die Ungerechtigkeit der Welt.

Was also tun gegen die Übermacht der Hitze? Vermeiden Sie Stau! Vermeiden Sie Menschen! Bleiben Sie allein, bleiben Sie für sich, so bleiben Sie cool. Alles wird gut.

Ursula von Arx wird für die Welt und sich selber bei Hitze (ab 23 Grad) unerträglich. Dass ihr am Wochenende eine Kolumne gelang, gibt ihr Hoffnung für den Rest des Lebens. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im Blick.

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