Sie wohnt vis-à-vis, und ihr Aussehen scheint ihr sehr wichtig zu sein. Sie steht oft und lange vor dem Spiegel. Sie dreht sich dann hin und her, sie hält sich mit einer Hand die Haare hoch. Nein, den Gesichtsausdruck seh ich nicht. Ist schon kli weit weg.
Die Rede ist von einer Nachbarin. Sie hat keine Vorhänge, wie die meisten in dieser neuen Wohnanlage. Und die Wohnungen sind nur auf einer Hausseite. Auf meiner Seite. Ich bin schlecht im Schätzen, aber der Block ist sehr nahe an unserem. So nahe, dass ich recht gut in das Leben dieser Menschen reinsehe. Die Pandemie hat das begünstigt. Ich zu Hause. Sie zu Hause. Alle zu Hause.
Die eine lernt ständig am Schreibtisch, die andere hat einen neuen Freund, der andere schläft nie und hat die ganze Nacht Licht in der Wohnung, und die Katze von der Wohnung ganz oben sitzt auf dem Balkon auf dem obersten Tritt ihres Katzenbaums und interessiert sich für nichts. Wer braucht da noch 'nen Fernseher?
Jetzt gibt es eben diese Neue. Die Schöne. Und die – so sagt man bei uns daheim – hab ich schon gefressen. Sprich: Sie ist scheisse. Sie raucht auf dem Balkon. Das ist noch kein Verbrechen. Es geht noch weiter. Wenn sie fertig ist, schnippt sie ihre Zigarette auf die Strasse runter. Auf die Strasse zwischen uns. Vor ihr Haus, quasi vor ihre Eingangstüre. Sie weiss nicht, dass ich sie sehe. Sie raucht vor allem abends, und in der Dunkelheit seh ich ihre Zigi glühen. Ich war mal kurz davor, «He!» zu rufen, wollte aber keine hitzige Diskussion von Balkon zu Balkon. Stattdessen hab ich einen Plan: Für jede Zigarette, die ich sie runterschmeissen sehe, lege ich einen Zigistummel in ihren Briefkasten.
Was das alles mit Menstruation zu tun hat, wie im Titel angedeutet? Nichts. Ich wollte einfach, dass Sie diesen Text lesen. Letztens sagte eben ein Typ aus dem Büro (nicht aus unserer Abteilung!) zu einem Gschpänli: «Dann habe ich sie gefragt: Häsch dini Periode?» An alle Männer da draussen: Fragt das nie eine Frau. Und werft bitte keine Zigarettenstummel auf den Boden!