Fix zur Gesellschaft
Wie lange trinken wir noch Kuhmilch?

Alternativen zu Kuhmilch werden immer verbreiteter. Unsere Kolumnistin fragt sich, wie lange trinken wir noch «normale» Milch?
Publiziert: 28.05.2022 um 19:52 Uhr
Ich gehöre wieder zu den Milchtrinkern.
Foto: Pexels/catscoming
Alexandra Fitz

«Guten Morgen, ich hätte gerne zwei normale Cappuccino und zwei mit Hafermilch», sagt der Mann im Anzug zu der Frau hinter dem Tresen. Der Mann verlässt den Laden mit seinen normalen und abnormalen Cappuccino. Und ich krieg seine Bestellung nicht aus dem Kopf – und frage mich seit Wochen: Wie lange trinken wir noch «normale» Milch?

Vor ein paar Monaten erhielt ich eine Rechnung. Sie war sehr gewöhnlich. Ein kleiner weisser Zettel, schwarz bedruckt. Doch ein Wort darauf irritierte mich. «Kuh». Hinter dem Wort Cappuccino stand das Wort Kuh. Ich fühlte mich gebrandmarkt. Wie die Rinder, die von ihren Besitzern gebrandet werden, damit jeder weiss, wem sie gehören beziehungsweise zu welcher Gruppe sie gehören. Ich gehöre also zu den Milchtrinkern.

Dabei gab es eine Zeit, in der ich keine Milch mehr getrunken hatte. Weil ich es eben doch ein wenig eklig finde, die Muttermilch eines anderen Lebewesens zu trinken – und dann noch auf Kosten des Kalbs. Aber einfach ist es nicht. Einerseits ist Milch fein, sie zu trinken eine Gewohnheit, und Kuhmilch gehört gerade in der Schweiz irgendwie dazu. Auch wenn man sie im Kafi weglässt und morgens keine Schüssel mit Cornflakes isst, trifft man immer wieder auf Rezepte mit Milch. In den Flädliteig kommt Milch, in den Zopf, in den Kartoffelgratin. Und Kleinkindern gibt man ab einem gewissen Alter doch auch Milchschoppen? Und was ist mit Rahm? Joghurt? Butter und Käse?

Bei uns auf der Redaktion versauert die Milch in der Kafimaschine ständig, weil keiner Kuhmilch trinkt. Entweder wird der Kaffee schwarz getrunken oder eine der vielen «anderen» Milchs? Milchen? Milcher? wird hinzugefügt. War es anfangs vor allem Soja, dominiert jetzt Hafer im Kühlschrank. Im Laden gibt es heute zig Alternativen und zig Marken, die Alternativen anbieten. Und musste man früher explizit nach Milchalternativen fragen, wird man heute danach gefragt. Und zwar auch aufm Dorf hinter den sieben Bergen.

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