«Da ist ja jetzt dein erster Muttertag», erklärten mir diverse Personen vergangene Woche. Bis dahin hatte ich daran ehrlich gesagt gar nicht gedacht. Bis ich dadaistische Kinderzeichnungen, selbst bemalte Tassen oder Blüemli von der Wiese bekomme, dauert es noch ein bisschen. Deswegen, so scheint es mir logisch, kann ja derweil der Vater mit Geschenken einspringen. So sagte ich dann letzte Woche auch mal in seiner Anwesenheit zum Baby: «D Mami hätti ganz gern so an Kunststoff-Bluamastruss us Legostein!» (Das gibts wirklich! Für Erwachsene!) Das Kind lächelte. Ich fügte an: «Soll das vielleicht der Papa für dich besorgen?» (Einschub: Eltern neigen dazu, dem Kinde Dinge zu sagen, die eigentlich an den Partner gerichtet sind. Mich befremdete das immer, jetzt tu ich es selbst.) An einem Abend dann suchte ich den Spielzeugstrauss im Netz und schickte den Link meinem Partner per Whatsapp, der im Wohnzimmer nebenan war. Ich rief dann halb im Scherz in seine Richtung: «Kann mir den Strauss sonst auch selber bestellen, ich verwalte ja schliesslich das Sparkonto vom Baby!»
Am Morgen darauf, am Abgabetag dieser Kolumne, stehe ich um 7.15 Uhr in der Küche und püriere Lachs. Während ich darüber nachdenke, dass ich immer noch keine Idee habe, was ich hier schreiben werde, taucht der Partner auf und liefert gottlob den Stoff dieser Kolumne. Er sieht das Baby in der Wippe. Und spricht zu ihm: «Warum bisch denn du so vo dr Muater abgwendet?»
«Muater?», entfährt es mir. «I bin d Mami und ned d Muater!» Sie denken: Jetzt kommt die schon wieder mit so einer Wortklauberei. Erst war es der «Urlaub», und jetzt das Wort «Mutter». Da müssen Sie durch. Ich habe auch nichts gegen das Wort Mutter, aber innerhalb der Familie und für meinen Sohn bin ich die Mama oder die Mami. «Muater», das müssen Sie zugeben, klingt sehr hart. Und finde ich sehr unpassend gewählt, wenn ich – Sie erinnern sich – morgens in aller Früh vor dem Büro frischen Babybrei zubereite.
Und jetzt weiss ich auch ganz genau, was meine Mama immer meinte, als sie uns Kindern stets sagte: «I bin ned d Muater, i bin d Mami!» Es war ihr wichtig – und jetzt ist es mir wichtig.