Als der liebe Gott erkannte, welch grässliche Kreaturen er da geschaffen hatte, platzte ihm der Kragen und er beschloss, sein Werk in einer Sintflut zu ersäufen. Wieso seinem «Great Reset» auch alle Tiere zum Opfer fallen sollten, ist nicht schlüssig, aber so will es nun mal die mythologische Erzählung der Sintflut. Gott übergab seinem letzten Fan eine Skizze für den Bau einer Arche. Sie entsprach leider nicht ganz dem Niveau heutiger Ikea-Anleitungen. Biblische Fake News?
Es gab tatsächlich eine grosse Sintflut, aber sie fand bereits vor rund 12'000 Jahren statt, in einer Zeit, als unsere Vorfahren noch die göttliche Sonne anbeteten. Die Gletscher, die bis anhin gewaltige Wassermassen in ihren Eisschilden gebunden hatten, tauten am Ende der letzten Kaltzeit auf. Die Folgen waren katastrophale Überflutungen, die sich über den Planeten ergossen. Der Meeresspiegel stieg um rund 120 Meter, das Schmelzwasser trennte Europa von Afrika, Japan und Australien wurden zu Inseln. (Zum Vergleich: Die Freiheitsstatue ist mit Sockel 93 Meter hoch.)
Neustart mit den Auserwählten
Elon Musk lässt nun auf Twitter verlauten, dass eine «hundertprozentige Chance» bestehe, dass die Menschheit ausgelöscht werde. Musk sieht überall Gefahren: Killerviren, Asteroideinschläge, Atomkriege, zunehmende Sonnenaktivität, Änderungen im Magnetfeld der Erde, die obligate Sintflut und natürlich Twitter.
Eine Flucht in höher gelegene Regionen könnte hilfreich sein, aber auf Bergspitzen herrscht Dichtestress. Wir sind mittlerweile acht Milliarden.
Elon Musks multiplanetäre Lösung sieht einen Neustart auf dem Mars vor mit einer Kolonialbevölkerung von rund 100'000 Menschen. Diese Auserwählten, die bereits die Erde zugrunde gerichtet haben, kriegten eine zweite Chance. Der Mars hätte in der Tat Vorteile, zumal dort (noch) kein Global Warming stattfindet. Dafür kosmische Strahlung.
Socken nicht vergessen!
Falls Sie eines Tages ein Taxi zum roten Planeten buchen, sollten Sie warme Socken einpacken. Denn laut Nasa liegt die mittlere Temperatur auf dem Mars bei etwa –63 °C (Erde: +14 °C). Aber auch dafür wird es eine Lösung geben, denn «alles, was ein Mensch sich heute vorstellen kann, werden andere Menschen einst verwirklichen» (Jules Verne).
Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Blick. Im August erscheint sein Thriller «Dirty Talking» in der Edition Königstuhl.