Claude Cueni über Deutschlands Zustand
Es fährt ein Zug nach Nirgendwo

Wie aus der Wirtschaftslokomotive Deutschland ein gelähmtes Land wurde, darüber schreibt Kolumnist Claude Cueni.
Publiziert: 15.09.2023 um 06:00 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2023 um 21:06 Uhr
Vor 50 Jahren galt Deutschland als Wirtschaftslokomotive. Heute liegt das Land auf dem letzten Platz der G7-Staaten.
Foto: imago images/photothek
_DSC4750_k.jpg
Claude CueniSchriftsteller

1972 sang man noch die Hymne auf die Wirtschaftslokomotive Deutschland. 50 Jahre später gilt der damalige Hit von Christian Anders: «Es fährt ein Zug nach Nirgendwo.» Die deutsche Kavallerie lahmt, das Internet lahmt, der Wirtschaftsmotor stottert, die Infrastruktur lottert, auf den Baustellen sieht man mehr Dixie-Klos als Arbeiter, Behördengänge sind so kafkaesk wie auf den Philippinen, Kölner Silvesternächte gibt es das ganze Jahr über, Bildungsfremde strömen ins Land, deutsche Fachkräfte fliegen ins Ausland. Immer mehr Deutsche sind Analphabeten, immer mehr Analphabeten werden Deutsche. Passiv-Kanzler-Scholz nennt die Kernkraft «ein totes Pferd», jetzt importiert er das tote Pferd. 

Laut OECD liegt Deutschland inzwischen auf dem letzten Platz der G7-Staaten. Staatliche Überregulierung und ideologische Borniertheit lähmen den Alltag. Mittlerweile erlebt auch die Bevölkerung die Deindustrialisierung aufgrund der enormen Stromkosten. Die Kaufkraft schmilzt. 73 Prozent glauben, dass die unqualifizierteste Regierung der Nachkriegszeit nicht fähig ist, ihre Aufgaben zu erfüllen. «Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht» (Heine). 

Der «U.S. News Best Countries Report 2023» hat schon wieder die Schweiz aufgrund von 73 Kriterien zum besten Land der Welt erkoren. Obwohl wir in allen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Belangen erfolgreicher sind als der Nettozahler der europäischen Verschuldungsunion, lassen wir uns von «unseren Freunden» einschüchtern. Wir leisten uns eine direkte Demokratie, Deutschland würde sich das nie getrauen, die Regierung hat sich längst von der Bevölkerung verabschiedet. Das Einzige, was uns die Politelite im Norden voraushat, sind 178 Lehrstühle für Genderforschung und die Chuzpe, die Führerschaft in Europa für sich zu beanspruchen.

Helmut Schmidt (SPD) warnte 1980: «Wer die Grünen wählt, wird sich später bitterst Vorwürfe machen.» Grüne wie Aussenministerin Annalena Baerbock («Egal, was meine Wähler denken») und Wirtschaftsminister Robert Habeck («Was ist eine Insolvenz») lösen keine Probleme. Sie benennen sie um und radeln das Land gendergerecht gegen die Wand. Die AfD kann sich Wahlwerbung sparen. 

Claude Cueni (67) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK. Zuletzt erschien sein Thriller «Dirty Talking». 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?