Als der spanische Konquistador Hernán Cortés 1519 Mexiko erreichte, kam das nicht gut. Seine Männer brachten Tod und Verderben, die Ureinwohner waren den Viren und Bakterien genauso hilflos ausgesetzt wie der überlegenen Waffentechnik. Einige begrüssten die Neuankömmlinge anfangs mit Freude, wenig später waren sie ihre Sklaven.
Magellan eroberte für den spanischen König Philipp die Philippinen (daher der Name), von da an war das Inselvolk für 500 Jahre unterjocht.
Die Indianer Nordamerikas nutzen die Feuerkraft der Briten und Franzosen, um andere Stämme zu unterwerfen. Am Ende verloren sie alles, ihr Land und ihr Leben.
Wie würden wohl ausserirdische Lebewesen, die auf Shoppingtour durch die Galaxie sind, mit uns verfahren? Ihre Flugobjekte demonstrieren, dass sie uns einige hundert oder gar tausend Jahre voraus sind. Werden Sie uns behandeln, wie wir Tiere behandeln, die wir minderwertig finden, weil sie sich auf Fortpflanzung und essen beschränken? Werden uns die Aliens in Zoos einsperren, in Arenen gegeneinander antreten lassen? Werden sie uns die Haut abziehen, uns in Labors als Versuchskaninchen einsetzen, auf den Märkten als Arbeitstiere verkaufen oder uns als Nuggets verspeisen? Werden wir an neuartigen Viren und Bakterien zugrunde gehen?
Wir wissen es nicht. Kann sein, dass sie uns als Ungeziefer in bunten Kleidern einstufen. Niemand kann voraussagen, wie Zivilisationen ticken, die uns technologisch derart überlegen sind.
Gemäss Nasa gibt es mehrere Milliarden erdähnliche Planeten in unserer Galaxie. Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir alleine sind. Sollte dies eines Tages offiziell bestätigt werden, stehen wir mit kurzen Hosen da, egal ob wir Papst Franziskus, Joe Biden oder Xi Jinping heissen. Einige werden die fremden Lebewesen als Götter verehren, andere werden ähnlich hilflos reagieren, wie der indigene Stamm im brasilianischen Amazonasgebiet, der mit Pfeilen auf den eisernen Vogel zielte, der über sein Dorf ratterte.
Stephen Hawking meinte für den Fall, dass wir eines Tages Signale aus dem Weltraum erhalten, sollten wir besser erst antworten, wenn wir uns ein bisschen weiterentwickelt haben. Also wohl eher in einigen tausend Jahren.
Claude Cueni (67) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK. Zuletzt erschien sein Thriller «Dirty Talking».