Claude Cueni über den neuen philippinischen Präsidenten «Bongbong» Marcos
Bellen vor der Haustür

Diktatoren-Sohn Ferdinand «Bongbong» Marcos Jr. (64) ist neuer Präsident der Philippinen. Joe Biden (79) gratulierte ihm umgehend zum Wahlsieg – erstaunlich. Denn für die USA bedeutet es nichts Gutes.
Publiziert: 13.05.2022 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2022 um 18:01 Uhr
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Ferdinand «Bongbong» Marcos Jr. feiert seine Wahl zum philippinischen Präsidenten.
Foto: keystone-sda.ch
Claude Cueni

Regungslos sitzt der neu gewählte philippinische Präsident «Bongbong» Marcos an einem Tisch, umringt von seinen Oligarchenfreunden, die in ausgelassener Stimmung Party feiern. Der Sohn des Diktators Ferdinand Marcos geniesst still seinen historischen Sieg, während seine Kumpels «Umagang Kay Ganda» anstimmen, «die Sonne der Hoffnung ist endlich zurück».

Ein Grossteil der Bevölkerung lebt in bitterer Armut, die Kindersterblichkeit (bei 1000 Lebendgeburten) liegt bei 26,4 (Schweiz: 3,68). Das Land hat eine Auslandsverschuldung von 12 Trillionen Pesos, das ist eine Zahl mit 18 Nullen. Sparen will man jetzt bei den sozialen Ausgaben. Die Weltbank hat dem heruntergewirtschafteten Inselstaat ein Darlehen von 600 Millionen Dollar gewährt.

Die vollen Taschen des Marcos-Clans

Doch bereits während der blutigen Diktatur flossen Teile der Entwicklungsgelder direkt in die Taschen des nimmersatten Ehepaars Marcos. Am Ende hatte es dem Land zehn Milliarden Dollar gestohlen. Ihr Sohn Ferdinand Marcos Junior konnte für seinen Wahlkampf aus dem Vollen schöpfen.

Egal, wie viele Milliarden Hilfsgelder der Westen nach Südostasien überweist, profitieren werden stets der Marcos-Clan und sein Netzwerk. Auch wenn Joe Biden umgehend gratulierte und die Fortsetzung der Freundschaft beschwor, wird die ehemalige Kolonialmacht den Pufferstaat vielleicht trotzdem verlieren. Denn mit Ausnahme der Zweitplatzierten Leni Robredo waren alle Präsidentschaftskandidaten antiamerikanisch.

Feuer spuckender Drache vor den USA

Erstaunlich, denn China besetzt weiterhin die für den maritimen Welthandel wichtigen philippinischen Riffe im südchinesischen Meer, obwohl der Schiedsgerichtshof in Den Haag der Klage der Philippinen stattgegeben hat. Unbeeindruckt schüttet China künstliche Inseln auf und baut Hafenanlagen und Flugplätze. Mit der Wahl von Marcos Junior wird die Kündigung der Pachtverträge für die Nutzung der philippinischen Häfen durch die amerikanische Marine erneut ein Thema sein.

Dann wird auch ein offensichtlich dementer Joe Biden «das Bellen der Hunde» vernehmen. Es wird jedoch eher ein Feuer spuckender Drache sein, der an die Kuba-Krise erinnert. Damals, im Oktober 1962, stationierte die UdSSR sowjetische Mittelstreckenraketen auf Kuba. Direkt vor Amerikas Haustür.

Claude Cueni (66) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Blick. Zuletzt erschienen im Verlag Nagel & Kimche die Romane «Genesis» (2020) und «Hotel California» (2021).

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