So geht es leider vielen: Sie geraten an eine inkompetente Therapeutin oder einen inkompetenten Therapeuten – und kommen zum Schluss, dass Therapie nichts bringe. Das ist nachvollziehbar, aber auch etwas extrem. Sie bauen ja auch nicht Ihr Autoradio aus, weil Sie einen schlechten Song gehört haben. Sondern Sie suchen einen anderen Sender.
Man sagt, dass es bis zu fünf Anläufe brauche, bis man die passende Therapieperson gefunden hat. Bis dahin sitzt man Menschen gegenüber, die, wie in Ihrem Fall, nicht therapieren, sondern schwatzen. Oder im Gegenteil kaum je etwas sagen, geschweige etwas Hilfreiches. Oder die einem schlechterdings nicht sympathisch sind. Oder die sich nur dafür interessieren, möglichst viele Stunden in Rechnung stellen zu können.
Mehr Meyer rät
Sie sind dafür zu beglückwünschen, dass Sie überhaupt eine Therapie begonnen haben. Es gibt so viele, die dringend eine nötig hätten und es noch nicht einmal in Erwägung ziehen, weil sie denken, das sei nur was für Geisteskranke. Oder alle anderen müssten in Therapie, aber sicher nicht sie. Sie jedoch haben Verantwortung für sich und Ihr Leben übernommen und Hilfe gesucht. Das ist mehr, als die meisten zustande bringen!
Dass Sie an einen Scharlatan geraten sind, ist bedauerlich, aber kein Wunder, es gibt leider ziemlich viele davon. Lassen Sie sich nicht entmutigen und probieren Sie es nochmals – so lange, bis es passt. Vielleicht klären Sie in einem telefonischen Vorabgespräch, was Sie sich von der Therapie erhoffen und wie die Fachperson genau vorgeht. Oder Sie fragen im Freundeskreis nach einer Empfehlung.
Der Anlass, der Sie dazu bewegt hat, eine Therapie zu beginnen, ist jedenfalls nicht aus der Welt. Was Sie gequält hat, wird Sie weiterhin quälen. Nehmen Sie das ernst und bleiben Sie dran – es lohnt sich.