Wer diese Kolumne regelmässig liest, wird sich nicht über die Empfehlung wundern, diese Beziehung zu beenden. Der Grund ist simpel: Keine noch so gute und alte Freundschaft rechtfertigt es, sich zum Blitzableiter eines frustrierten Säufers zu machen. Das hat niemand verdient. Ausserdem darf man solchen Leuten ihr schäbiges Verhalten nicht durchgehen lassen. Sie sehen sonst darin den Beweis, dass es harmlos sei.
Eine jahrzehntealte Freundschaft zu beenden, ist zwar noch viel schmerzhafter und aufwühlender, als sich von einem Liebespartner zu trennen. Einen Freund oder eine Freundin kennt man viel länger und auch viel besser, man hat einander viel länger begleitet und viel mehr miteinander erlebt – kurz: Es fehlt hinterher mehr. Deswegen überlegt man sich eine Trennung auch viel länger. Meist zu lange.
Ihr Freund hat offenbar schwere emotionale Probleme. Wenn einer so saufen
muss, liegt einiges im Argen, und dass er Sie immer wieder beleidigt, ohne Verantwortung dafür zu übernehmen, zeigt ja, wie ernst er Sie nimmt. Und sich selbst. Er hätte sich seinen Themen schon vor langem stellen sollen, mit professioneller Hilfe. Stattdessen tut er, was die meisten tun: Er greift zur Selbstmedikation. Alkohol ist ein Antidepressivum mit katastrophalen Nebenwirkungen: Depression, hohes Suchtpotenzial, Kontrollverlust. Würde
ein Pharmaunternehmen so was auf den Markt bringen, wäre es ein Skandal.
Stellen Brauereien das Zeug her, gilt es als Kulturgut.
Sie zahlen für Ihre Freundschaft offenbar einen hohen Preis und müssen selbst wissen, ob Sie diesen Deal weiter eingehen wollen. Sie sollten sich einfach von der Idee verabschieden, es läge ein anderer auf dem Tisch. Wenn Sie diesen Mann in Ihrem Leben haben wollen, haben Sie auch Erniedrigung, Zorn und faule Ausreden in Ihrem Leben. Brauchen Sie das?