Es ist absolut verständlich und ausserdem gesund und erwachsen, dass Sie sich in Ihrer Beziehung einen offenen, aufrichtigen Austausch über Emotionen wünschen. Und es ist verständlich, dass Sie versuchen, Ihren Partner entsprechend zu animieren. Schliesslich haben Sie ein – wie gesagt: verständliches, gesundes und erwachsenes – Ziel vor Augen.
Das Problem besteht darin, dass sich durch die Verschiedenheit der Ziele (Ihnen ist es wichtig, ihm ist es gleichzeitig egal und unangenehm) eine ungünstige Rollenverteilung ergibt: Sie sind die pflichtbewusste Lehrerin, er der unwillige Schüler. Sie wollen, dass er etwas begreift und umsetzt, er will in Ruhe gelassen werden.
Beides ist legitim. Ihr Partner darf ein Mann sein, der nicht über seine Gefühle redet und auch nicht darüber reden will, warum er das nicht tut. Was direkt zu einer unangenehmen Frage führt, die deshalb unangenehm ist, weil ihre Antwort Sie zu sofortigem Handeln zwingt: Können Sie trotzdem mit ihm zusammensein und sich dabei wohlfühlen?
Es ist okay, wenn Sie mit «Nein!» antworten. Es heisst einfach, dass Sie sich trennen müssen. Denn dieser Mann ist, wie er ist, darf auch so sein und wird sich nicht ändern. Nicht einmal Ihretwegen.
Aktuell sieht es so aus, als wollten Sie beides nicht: auf Ihr Bedürfnis verzichten und auf diesen Mann verzichten. Aber einen der beiden Preise werden Sie bezahlen müssen. Entweder Sie lassen ihn so sein, wie er ist, und reden eben nicht über Gefühle. Oder Sie lassen ihn so sein, wie er ist, beenden die Beziehung und suchen sich einen Partner, mit dem Sie über Gefühle reden können. Was Sie idealerweise gleich beim ersten Date klären.
Es ist schon klar, was Sie wollen: Kommunikation und Mann. Sie können aber nur eines davon haben. Wählen Sie das, was Ihnen wichtiger ist.