Sätze, die mit «Warum kann man nicht einfach» beginnen und ein Idealverhalten beschreiben, beschreiben genau dies: ideales Verhalten. Nicht reales. Ihre Expartnerin wäre aus moralischen Gründen verpflichtet gewesen, die Beziehung auf eine weniger rabiate Weise zu beenden, gewiss. Aber so «einfach» war es für diese Frau offensichtlich nicht. Sie hat wohl einen derart unangenehmen Gesprächsverlauf erwartet, dass sie lieber gleich komplett ausgewichen ist.
Ganz unbegründet ist diese Befürchtung ja nicht: Der Satz «Ich will nicht mehr mit dir zusammen sein» provoziert üblicherweise nicht gelassene Akzeptanz, sondern Schmerz, Wut, Protest und vor allem eine Menge Fragen. Man kann es nachvollziehen, wenn Menschen nach Wegen suchen, sich dem in möglichst geringem Mass auszusetzen. Vor allem, wenn sie grundsätzlich schlecht mit Konfrontation und Unsicherheit umgehen können.
Das Verhalten Ihrer Ex war feige und gemein. Aber es zeigt auch, wie sie gestrickt ist. In ihrer Entwicklung ist offenbar ziemlich viel schiefgelaufen. Niemand hat ihr gezeigt, wie man über Gefühle spricht und mit unangenehmen Situationen umgeht. Vermutlich wurde ihr das Ausweichen und Totschweigen genau so vorgelebt, wie Sie es nun erdulden mussten. Das heisst, sie hat Ihnen nicht ihr Schlechtestmögliches gezeigt, sondern ihr Bestmögliches.
Was uns zur Frage bringt: Was können Sie tun, um eine solche Erfahrung nicht erneut machen zu müssen? Die Frage «Wie gehst du mit Konflikten und schwierigen Gefühlen um?» wäre doch ein gutes Thema für ein nächstes erstes Date. Beides ist nämlich ein wesentlicher Teil von Beziehungen. Allein schon an der Reaktion auf diese Frage werden Sie erkennen, woran Sie sind. Erwachsene Menschen haben eine erwachsene Antwort darauf. Und von den anderen sollten Sie sich fernhalten.