Hört man oft, ist aber nicht wahr. Fragt man jene, die so reden, nach einem neuen Verbot, das sie persönlich betrifft, können sie kein einziges nennen. Trotzdem halten sie an ihrer Überzeugung fest: Es herrscht eine Verbotskultur! Namentlich vonseiten der Grünen! Was ein Witz ist, wenn man besieht, wer im Parlament das Sagen hat. Woher also diese paranoide Haltung?
Tatsächlich haben linke und grüne Kreise diverse gesellschaftliche Debatten angeschoben. Zum Beispiel die Frage, ob der Fleischkonsum dem Klima zuliebe eingeschränkt werden müsste. Oder wie wir unsere Sprache so gestalten können, dass sich alle gehört fühlen. Aber auch wenn diese Diskussionen viel mediale Aufmerksamkeit erhalten, handelt es sich immer noch um Gespräche, nicht um Gesetze.
Nun scheinen sich aber viele von diesen Debatten regelrecht bedroht zu fühlen. So sehr, dass sie von Diktatur und Diskriminierung reden. Allein schon das Wort «vegan» genügt, um diese Menschen in einen leidenschaftlichen Abwehrkampf zu stürzen. Bedroht fühlt sich aber nur, wer unsicher ist. Wer also weiss, dass der Fleischkonsum ein immenses Problem darstellt, hat den entsprechenden Argumenten jedoch nichts entgegenzusetzen ausser: «Mir schmeckt das aber!»
Es gibt genau zwei Möglichkeiten, mit dieser Dissonanz umzugehen: Entweder man gesteht sich ein, dass die Argumente stichhaltig sind, und ändert sein Verhalten, isst also vielleicht nur noch halb so viel Fleisch, das wäre schon sehr viel wert. Oder aber man schaltet auf stur und übertreibt masslos, indem man simple Vorschläge als Faschismus brandmarkt und sich zum Freiheitskämpfer stilisiert.
Es wird nicht «immer mehr verboten». Aber wenn bestimmte Debatten nicht mehr verschwinden, heisst das, dass sie einen Punkt getroffen haben. Vielleicht sollte man diesen Punkt nochmals überdenken.