Das stimmt so nicht. Es ist ganz einfach, sich zu trennen. Man sagt dem Partner oder der Partnerin folgenden Satz: «Unsere Beziehung
tut mir nicht mehr gut, darum beende ich sie.» Das dauert fünf Sekunden – schon sind Sie getrennt!
Genauso simpel ist es, mit dem Rauchen aufzuhören: Sie schmeissen Ihre Zigaretten in den Müll. Aber auch hier ist nicht das Ende schwierig, sondern, was danach kommt: In all den Momenten, in denen man früher zur Zigarette gegriffen hat, mit leeren Händen dazustehen, ist eine fundamentale Veränderung.
Auch die Trennung bedeutet erst mal den Verlust von Halt. Man kann alle verstehen, die sich so sehr davor fürchten, dass sie es lieber bleiben lassen. Ihr Satz müsste also lauten: «Ich will mich trennen, fürchte aber die Konsequenzen zu sehr.» Schreiben Sie alle möglichen Trennungsfolgen auf, die Ihnen in den Sinn kommen, und daneben in Prozentzahlen, für wie wahrscheinlich Sie sie halten.
Sie werden sehen, dass es sich hauptsächlich um Befürchtungen handelt, wie beispielsweise, dass Sie nie mehr eine Partnerin finden. Befürchtungen sind jedoch nicht real, sondern eben nur Befürchtungen. Und die sind üblicherweise krass überzeichnet.
Das führt uns zur Frage, warum Sie so sehr glauben, was Sie glauben. Die Antwort liegt in Ihrer Weltsicht und Ihrem Selbstwert: Wenn Sie Trennungen als katastrophales Versagen betrachten, werden Sie davor zurückschrecken, und wenn Sie sich für langweilig und unattraktiv halten, wirkt die Idee, dass alle anderen es auch so sehen, ebenfalls nur vernünftig.
Wer sich trennen will, es aber nicht tut, hat kaum je gute Gründe, sondern hört nur auf seine Ängste. Und die sind immer ein schlechter Ratgeber. Am Ende Ihres Lebens werden Sie sich jedenfalls gewiss nicht dafür danken, ihnen gefolgt zu sein.