Thematisch nichts. Aber emotional sehr viel. Es geht um das, was die Betroffenen «Mainstream» nennen und letztlich austauschbar ist – es geht lediglich darum, sich gegen die herrschende Lehrmeinung zu stellen und daraus ein Gefühl intellektueller Überlegenheit und heiliger Rebellion zu schöpfen.
Im Fall der Pandemie besagte die gängige Lehre, dass eine Pandemie überhaupt stattfindet, dass Covid-19 eine tödliche Lungenkrankheit ist und Massnahmen zum Infektionsschutz ergriffen werden müssen.
Im Fall des russischen Angriffskrieges besagt die Lehre, dass Russland überhaupt einen Angriffskrieg führt, dabei das Völker- und Menschenrecht massiv verletzt und scheitern muss.
Im Fall der menschengemachten Erderwärmung wiederum besagt die Lehre, dass die Erderwärmung menschengemacht ist und die Existenz allen Lebens bedroht, wenn sie nicht rasch eingedämmt wird.
Wenn man das so übernimmt, was sich angesichts dessen, dass es sich um erwiesene Fakten handelt, auch dringend empfiehlt, ist das für das Ego natürlich nicht sonderlich spannend. Es kann sich nicht daran aufgeilen, dass es «skeptisch bleibt», «selber denkt» und sich «eine eigene Meinung bildet».
Menschen mit einem schlechten Selbstwert sind jedoch auf jede noch so geringe und noch so idiotische Möglichkeit angewiesen, diesen anzuheben. Da bietet es sich natürlich an, die Dinge, die in der Zeitung stehen, als Lügengebilde einer «dunklen Elite» in Zweifel zu ziehen, das nur die Schlauesten der Schlauen entlarven. Was genau in der Zeitung steht, spielt dabei keine Rolle.
Gestern Klimawandel-Leugner, heute Putin-Versteher, und morgen wird es ein anderes Thema geben, das Anlass bietet, sich als Luke Skywalker aufzuspielen, der gegen das Imperium kämpft. Nur darum geht es, nie um die Sache – schon gar nicht um Tatsachen.