«Ich will nicht immer hinter dir herräumen!»: Das sagen wir unseren Kindern, wenn wir ihre Spielsachen, Kleider und gebrauchten Taschentücher einsammeln. In diesen Momenten erkennen wir die Problematik durchaus. Vor allem, wenn wir im Dunkeln auf einzelne Lego-Steine treten. Dann ist uns völlig klar: Ein Zusammenleben funktioniert nur, wenn alle Verantwortung für ihr Tun übernehmen.
Kurz darauf ist aber alles vergessen, und es ist uns wieder schnurz, was in unserem Fahrwasser geschieht. Dass das Rind, dessen Fleisch wir essen, mit Futtermitteln gemästet wurde, für dessen Anbau Regenwald gerodet wurde – viel zu anstrengend, über so was nachzudenken. Dass das H&M-T-Shirt nur 9.90 Franken kostet, weil in Asien jemand ausgebeutet wurde – trotzdem geil, so wenig zahlen zu müssen. Dass Sperrmüll nicht neben den Container gehört, sondern zum Werkhof – wissen wir, aber Letzterer ist halt so weit weg, und am Ende entsorgt sowieso irgendjemand das Zeug.
Das Problem liegt in der allgemeinen Respektlosigkeit. Wir respektieren die Natur nicht, sonst würden wir ganz anders mit ihr umgehen. Auch in unseren Beziehungen und Freundschaften mangelt es oft an Achtung. Und erst recht gegenüber all den Menschen, die uns zu Diensten sind; im Krankenhaus, im Supermarkt und im öffentlichen Dienst. Wir glauben ernsthaft, es wäre deren gebürtige Pflicht, hinter uns sauberzumachen, während es unser gebürtiges Recht sei, überall alles liegen zu lassen. Letztlich tun wir genau das, was wir unseren Kindern austreiben wollen. Vielleicht klappt es deshalb so schlecht: Weil diese zwar den Vorwurf hören, aber kein Vorbild haben.
Vielleicht finden Sie ja heraus, wer Ihren Container zweckentfremdet, und können den Müll vor die entsprechende Wohnungstür stellen. Das wirkt manchmal Wunder.