Es tut uns gut, Tiere nahe an uns heranzulassen, das zeigen Studien. Hundebesitzer und -besitzerinnen zum Beispiel haben einen tieferen Wert des Stresshormons Cortisol. Aus evolutionärer Sicht muss es vorteilhaft gewesen sein, Tiere zu mögen, glaubt die Forschung.
Zu einem Tier pflegen wir ein besonders inniges Verhältnis – ohne es zu wissen. Und vor allem, ohne es zu wollen. Der Hausstaubmilbe sind wir sogar näher als unseren menschlichen Bettgenossen. Und das nicht nur mit einer, sondern Tausenden. Bevor es menschliche Behausungen gab, lebten die Hausstaubmilben wahrscheinlich in Vogelnestern – inzwischen kommen sie fast nur noch in Wohnungen vor. Und dort bevorzugt in Betten, besonders in Kissen.
Milben können bis zu zehn Prozent des Gewichts eines Kissens ausmachen
So mögen sie es, die 0,1 bis 0,5 Millimeter grossen Tiere: feucht und warm. Das Kissen wird durch den Kopf erwärmt und durch unsere Atemluft befeuchtet – bis zu einem halben Liter Wasser stösst der Mensch pro Nacht durch die Atmung aus. In einem frisch gereinigten Kopfkissen leben mehrere Zehntausend Milben. In einem Exemplar, das längere Zeit nicht gewaschen wurde, wächst die Zahl schon auf 400'000 Stück an. Wenn eine Kopfunterlage einige Jahre nicht gewaschen wird, können lebende Milben, tote Tiere und der angesammelte Kot bis zu zehn Prozent des Gesamtgewichts ausmachen.
Zu den Hausstaubmilben gehören mehrere Arten. Ihr Gattungsname Dermatophagoides bedeutet «Hautfresser». Tatsächlich ernähren sich Milben nämlich von den 0,5 bis 1 Gramm Hautschuppen, die wir täglich verlieren (weil sich unsere Haut ständig erneuert).
Allergie zeigt sich an geschwollenen Augen am Morgen
Zehn Prozent der Bevölkerung ist allergisch auf Hausstaubmilben – beziehungsweise auf deren Kot. Zwanzig Kotkügelchen produziert eine Milbe pro Tag, 250'000 können in einem Gramm Hausstaub enthalten sein. Die Partikel verteilen sich in der Luft, werden eingeatmet und lösen die Allergie aus (und am Morgen geschwollene Augen – wie auf meinem Porträtbild hier, das etwas zu früh am Morgen geschossen wurde).
Ich hoffe, ich habe Ihren Cortisol-Spiegel nicht nachhaltig in die Höhe getrieben. Sonst streicheln Sie halt Ihren Rocky zum Runterfahren – und denken besser nicht darüber nach, was im Fell Ihres Haustiers sonst noch alles schlummert …
Simon Jäggi (40) ist Sänger der Rockband Kummerbuben, arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern und hält aktuell als Haustiere nur Milben. Wissenschaftlicher Rat: Prof. Christian Kropf