Ich liege auf einer Liege, vom Meer her weht ein leichter Wind, ich lausche dem Mittelmeer. Ich schliesse die Augen und hänge meinen Gedanken nach. Am Strand lässt es sich so gut denken. Die junge Frau tröpfelt Öl auf meinen Körper und fängt mich mit sanften Streichbewegungen an zu massieren. Während ich auf dem Schragen liege, denke ich: Was gibt es Schöneres als eine Massage? Und hab die Antwort sofort parat: eine Massage am Strand. So muss sich das Paradies anfühlen.
Und dann erblicke ich die Uhr, die auf einem kleinen Tischchen liegt. Ich starre sie an und denke wie immer: Bitte lass es ganz lange dauern, bitte lass diese Massage nie fertig sein. Warum muss diese Uhr da liegen, damit die Masseurin ja nicht zu lange macht? Dann bin ich gedanklich schon beim hohen Preis. 30 Minuten 50 Euro. Könnte ich das Geld nicht schlauer ausgeben? Doch dann muss ich eingestehen: Diese Frau steht hier den ganzen Tag in der Sonne, geschützt bloss von ein paar Pinien, und bearbeitet fremde Körper. Grosse, kleine, dicke, schlanke Körper. Frisch geduschte und klebrig-salzige. Das kostet. Zu Recht.
Mit dem Denken hört es nicht auf. Ich denke: Wenn ich viel Geld hätte, würde ich mich jede Woche massieren lassen. Wenn ich ganz viel Geld hätte, würde ich mich jede Woche am Strand massieren lassen. Und zwar 60 Minuten! Sie wissen ja, meine Leibesfülle ist derzeit etwas erhöht. Das liegt natürlich nur an meinem Mitbewohner und der schweren Plazenta und sicher nicht – aber sicher nicht! – an den Pain au chocolats, die ich jeden Tag in den Ferien genüsslich verdrückte, nicht an den vielen Magnum-Glaces, von denen ich behaupte, dass es die Mini-Version sei, sicher nicht an den Pommes, die mich täglich gluschten, und auch nicht am Kakao mit Vollmilch, den ich nun morgens statt schwarzen Kafi trinke.
Falls Sie bis hierher gelesen haben und sich fragen, was ist jetzt mit dem Busenblitzer, dann werd ich das auch noch erzählen. Ich hab natürlich frech den Titel gesetzt, damit mehr Leute meinen Text lesen. Ich sass also erst auf der Liege, sagte noch: «J'espère que ça ne cassera pas» – «Ich hoffe, sie bricht nicht» –, als sie mich fragte, ob sie mir das Bikini-Oberteil aufmachen darf. Natürlich! Sie soll überall gut dazu kommen. Kostet ja. Ob ich es ganz ausziehen könne. Natürlich! So sass ich also einen kurzen Moment oben ohne da. Legte mich dann hin und war durch die Anhöhe, die Liegeposition und die Pinien sofort wieder vor Blicken geschützt. Die drei Jungspunde unterhalb der Massagestation mussten mich trotzdem gesehen haben. Sie kicherten und schauten hoch. Mit 20 wäre mir das peinlich gewesen. Zum Glück bin ich 35 und im Paradies.