Ich dachte ja, das sei eine Urban Legend mit den Kita-Plätzen in Zürich. Also, dass die so begehrt sind und dass man sich quasi beim ersten Gedanken an ein Kind anmelden sollte.
So eine Anmeldung eines noch nicht gezeugten Kindes stell ich mir noch witzig vor: «Hallo, ich würde gerne mein Kind für Ihre Kita anmelden!», «Ab wann?», «Keine Ahnung, es wurde noch nicht gezeugt!» Bähmmm!
So übertrieben ist das im Fall gar nicht. Ich habe das Menschli im Bauch im Frühsommer angemeldet und stehe jetzt auf einer Warteliste, weil es, Zitat: «sehr, sehr viele Anmeldungen» hat. Den Platz brauche ich erst nächstes Jahr. Also Monate später. Beim Anmeldeformular muss man den Geburtstermin des Kindes angeben. Bloss: Etwa 3 bis 4 Prozent der Kinder kommen am errechneten Termin zur Welt. Was noch viel lustiger ist: Die Kita fragt nach dem Namen. Man meldet also ein Kind für eine Betreuung an, das man selbst noch gar nicht kennt, weil es noch nicht auf der Welt ist, und man sollte schon den Namen wissen.
Vielleicht weiss man ihn sogar, will ihn aber noch nicht sagen? Macht man ein «?» hin? Ich schrieb erst «Keine Ahnung Fitz», weil ich ein wenig hässig war. Dann dachte ich aber, das ist kein schöner Name für so ein kleines Gschöpfli, seither schreibe ich «Baby Fitz». Seither, weil man sich natürlich in Zürich bei mehreren Kitas anmelden muss! Sie raten einem das sogar. Man ist dann auf der Warteliste Nr. 42 und kriegt frühestens sechs Monate und spätestens drei Monate vor Beginn eine Zu- oder Absage.
Ich hatte Glück und durfte letztens zu einer Besichtigung. Man läuft dann in Socken durch die Kita, sieht Matratzen mit verbuddelten Spannleintüchern, Krümel am Boden und abgeblätterte Farbe an der Wand und versucht sich krampfhaft auf die selbst gebastelte Deko, die herzigen Bildli der Knirpse und die süssen Mini-Brünneli zu konzentrieren. Während die Leiterin von der Vorleseecke erzählt, denkt man: Ja, hoffentlich lest ihr den Kindern vor! Und auch: Will ich wirklich mein Kind hier abgeben? Kann ich das? Soll ich das? Aber das ist in Zürich gar nicht die Frage, sondern: Darf ich?