Letztens auf dem Velo. Ich fahre frühmorgens ins Büro. Endlich mal wieder mit dem Fahrrad. Da muss ich mich manchmal echt streng überreden (Disziplin isch ned so mis). Um dann immer wieder zu merken, wie schnell ich da bin, wie angenehm es ist, wenn einem der Fahrtwind durch die Haare weht statt der Duft der Tram-Mitfahrer um die Nase.
Also sitze ich stolz auf dem Velo, weil ich Sport mache und es ziemlich früh am Morgen ist. Ich fahre schnell, aber sicher. Dann überholt mich plötzlich so ein Typ. Dazu muss ich sagen: Erstens ist meine Reizgrenze grad ziemlich weit unten. Ich erzählte Ihnen schon von meiner These, dass wir alle nach der Pandemie wieder lernen müssen, mit der Spezies Mensch umzugehen. Und zweitens hasse ich es, wenn ich überholt werde. Egal, ob im Karre oder z Fuess – niemand überholt mich.
Der Typ mit dem Anzug tat es. Und Sie wissen ja, wie das ist. Hat man jemanden einmal auf dem Kicker, stört einen alles, und der andere hat keine Chance mehr. Aber das Dreiste kommt ja erst. Der Typ hat mich also überholt, dreht kurz seinen Kopf und spuckt auf den Boden. Und dazu muss ich jetzt auch was sagen: Ich hasse es, wenn Menschen auf den Boden spucken. Gohts eigentli no? Din grusiga Kuder kasch balta, du Aff! Nei, würkli. Ich meine, der Typ fährt mit dem Anzug durch die Stadt ins Büro und nicht die Alpe d'Huez rauf. Ich find es auch bei den Fussballern und Joggern eklig, aber wie gesagt, wir sind nicht auf dem Sportplatz.
Vor allem fahre ich ja grad hinten nach, und sein Speuz landet einen Meter vor meinem Vorderrad. Ich rief: «He, gohts no?» Keine Reaktion. Wissen Sie warum? Weil der Lackaff Kopfhörer aufhat. Gohts no dümmer? Morgens im Berufsverkehr auf dem E-Bike Musik hören – und überholen. Das mit dem E-Bike erwähnte ich noch gar nicht. Aber Sie dachten es sich bereits, weil – hallo! – sonst hätte er mich doch nicht überholt! Diese E-Bikes sind schon gefährlich, kommen von hinten so klammheimlich angeschossen. Aus dem Nichts.
Meine Laune war also nicht die beste. So beschloss ich, noch kurz in den See zu springen. Kopfunter hilft. War ja noch früh (Chef!). Zurück in der Umkleide, laberte so eine Übermotivierte ihr Gschpändli voll. Sie würde ja wegen ihres Jobs in der ganzen Schweiz rumreisen und hätte es sehr stressig. Sie wisse schon gar nicht mehr, wo sie gestern war. Dann lachte sie so affektiert. Die hat man am liebsten, die morgens vor der Arbeit – egal, ob im Tram oder in der Badi – schon von der Arbeit reden. Vor allem so reden, als ob nur sie viel schaffen und ohne sie nix läuft. Dieses Auftreten ist einfach – sorry dafür – typisch deutsch. Die Schweizerin nickte nur stumm und dachte sich wohl dasselbe wie ich: Gohts eigentli no?