ETH-Professorin Sonia I. Seneviratne
Klimakrise: Vorbeugen ist besser als heilen

Die Klimakrise kann man nicht mehr kleinreden. Klimawissenschaftlerin Sonia I. Seneviratne schreibt, dass wir uns von der Welt, wie wir sie im 20. Jahrhundert erlebt haben, verabschieden müssen.
Publiziert: 10.07.2024 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2024 um 10:10 Uhr
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Die Folgen der Starkniederschläge in den letzten Tagen im Tessin und im Wallis sind verheerend und können nicht ignoriert werden.
Foto: keystone-sda.ch
Sonia I. Seneviratne

Die verheerenden Folgen der Starkniederschläge in den letzten Tagen im Tessin und im Wallis kann man nicht ignorieren: mehrere Todesfälle, zerstörte Kläranlagen, Strassen und Brücken, Schäden in Saas Grund VS von bis zu 100 Millionen Franken und weitere Schäden in mehreren Ortschaften, die noch nicht beziffert werden können, aber möglicherweise bis eine Milliarde Franken kosten könnten. 

Dass solche Starkregen-Ereignisse mit der zunehmenden, durch den Menschen verursachten Klimakrise häufiger und intensiver werden, ist wissenschaftlich erwiesen. Die Lage wird sich deshalb in den kommenden Jahrzehnten weiter verschlimmern, wenn wir es nicht schaffen, unsere CO₂-Emissionen zu reduzieren und möglichst schnell auf null zu bringen.

Leider zeigen die jüngsten Unwetter, dass die Schweiz für solche Ereignisse nicht gewappnet ist. Die 2008 geplante dritte Korrektur der Rhone wurde von der Politik sistiert. Damit ist das Wallis nicht auf Niederschlags-Ereignisse vorbereitet, wie wir sie in den letzten Tagen erlebt haben. Solange die Infrastruktur nicht angepasst wird, werden sich solche Schadensfälle häufen. 

Die Grafik zeigt, wie die globale Oberflächentemperatur in den letzten Jahrzehnten rasant gestiegen ist.
Foto: Weltklimarat/IPCC, 2021

Die Klimakrise kann man nicht mehr kleinreden. Noch nie in der ganzen Geschichte der menschlichen Zivilisation gab es Klimaverhältnisse, wie wir sie jetzt erreicht haben. Und gerade reiche Länder wie die Schweiz können viele Verluste erleben. Unsere ganze Infrastruktur ist für Klimaverhältnisse der Vergangenheit dimensioniert.

Wir müssen uns von der Welt, die wir im 20. Jahrhundert erlebt haben, verabschieden. Der Status quo ist nicht mehr möglich, das Klima wurde durch die Verbrennung von Erdöl, Gas und Kohle dauerhaft verändert. Wir können aber noch die schlimmsten möglichen Szenarien vermeiden: indem wir die Klimakrise ernst nehmen, die nötigen Infrastrukturanpassungen leisten und alles Mögliche in Gang setzen, damit die Schweiz sich von ihrer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern befreit und damit zur Verlangsamung und Stabilisierung der Klimaerwärmung deutlich beiträgt. Wie in der Gesundheit sollte doch das folgende Prinzip beim Klimaschutz gelten: «Vorbeugen ist besser als heilen.»

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