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ETH-Professorin Sonia I. Seneviratne erklärt
Warum sollten wir den Berichten des Weltklimarats trauen?

In Kommentarspalten finden sich immer wieder misstrauische Äusserungen zur Klimawissenschaft. Deshalb ist es nützlich, die Frage zu beantworten, warum Aussagen des Weltklimarats, worauf sich viele Wissenschaftler beziehen, robust und vertrauenswürdig sind.
Publiziert: 02.10.2024 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2024 um 11:17 Uhr
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Foto: IMAGO/SOPA Images

Auf einen Blick

  • Der Weltklimarat hat seinen Sitz in Genf
  • IPCC-Berichte beeinflussen globale Klimaverhandlungen und -entscheidungen
  • 195 Länder sind Mitglieder des Weltklimarats
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Sonia I. Seneviratne

Der Weltklimarat, auf Englisch «Intergovernmental Panel on Climate Change» (IPCC), ist eine internationale Institution, die sich mit der wissenschaftlichen Bewertung des Klimawandels befasst. Er wurde 1988 von den Vereinten Nationen (Uno) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Viele wissen nicht, dass der Weltklimarat seinen Sitz in der Schweiz hat, nämlich in Genf, wie die WMO.

Der Hauptzweck des Weltklimarats ist, die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, seine Ursachen, Auswirkungen und potenziellen Risiken, sowie Klimahandlungsoptionen zu untersuchen und politischen Entscheidungsträgern fundierte Informationen zu diesen Fragen zur Verfügung zu stellen. Der Weltklimarat führt keine eigene Forschung durch, sondern bewertet und fasst den aktuellen Stand der weltweiten Forschung zum Klimawandel zusammen, indem er die Arbeiten Tausender Wissenschaftler aus der ganzen Welt berücksichtigt.

Der Weltklimarat ist gleichzeitig ein wissenschaftliches Gremium und eine zwischenstaatliche Organisation. Die Mitglieder des Plenars des Weltklimarats sind Regierungen der ganzen Welt. So sind neben der Schweiz auch die USA, China, Russland, Saudi-Arabien, Kenia und Brasilien im Plenar vertreten. Insgesamt sind 195 Länder Teil des Weltklimarats. Das IPCC-Büro besteht aus 34 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt, die für die wissenschaftliche Leitung des IPCC verantwortlich sind. Ich bin seit Juli 2023 Vizepräsidentin der Arbeitsgruppe I des Weltklimarats, die sich mit der naturwissenschaftlichen Grundlage des Klimas befasst. Die anderen Arbeitsgruppen befassen sich mit den Themen «Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit» (Arbeitsgruppe II) und «Minderung des Klimawandels» (Arbeitsgruppe III).

Tausende von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen tragen zu den Berichten des Weltklimarats bei. Ein Beispiel: Der Beitrag der Arbeitsgruppe I zum sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats, der 2021 veröffentlicht wurde, wurde von 234 Autoren und Autorinnen verfasst und von mehr als 1200 Experten überprüft und kommentiert. Diese Berichte werden auf Englisch verfasst und in alle offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen übersetzt. Eine Übersetzung auf Deutsch ist ebenfalls verfügbar.

Es ist wichtig, hervorzuheben, dass bei den Berichten des Weltklimarats die Zusammenfassungen für Entscheidungsträger von allen Mitgliederregierungen des IPCC gutgeheissen werden. Die Berichte werden nämlich nur mit Konsens gutgeheissen, womit ihre Schlussfolgerungen sowohl von Ländern, die hohe Emissionen verursachen, als auch von Ländern, die besonders stark unter den Konsequenzen des menschenverursachten Klimawandels leiden (zum Beispiel kleine Inselstaaten), gutgeheissen wurden. Die Berichte des IPCC sind eine zentrale Informationsquelle für Klimaverhandlungen wie die jährlichen Uno-Klimakonferenzen (COP) und dienen als Grundlage für die politischen und ökonomischen Entscheidungen vieler Regierungen weltweit.

Eine bekannte Aussage ist «Wissen ist Macht». Wissen über die Klimakrise gibt uns die Macht, sie zu begrenzen. Deshalb ist es wichtig, die Evidenz aus der Wissenschaft nicht zu ignorieren.

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