Benko-Debakel von Julius Bär
Schlummert in jeder Bank eine kleine Credit Suisse?

Auch Privatbanken können unverhältnismässige Risiken eingehen. Das Debakel um die Benko-Kredite lanciert die Diskussion um die Bankenregulierung neu.
Publiziert: 03.12.2023 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2023 um 17:36 Uhr
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Julius-Bär-Kunde und gescheiterter Immobilien-Tycoon: René Benko.
Foto: Peter Rigaud/laif
*Beat Schmid

Der Fall Julius Bär zeigt: Auch Privatbanken mit vermeintlich konservativem Geschäftsmodell können hohe Risiken eingehen und Verlustpotenziale anhäufen, die an die Substanz gehen. Ein Totalverlust der Benko-Kredite von 606 Millionen Franken würde elf Prozent des harten Eigenkapitals ausradieren. Für eine Privatbank ist allein der Gedanke daran der Super-GAU.

Die Börse goutiert diese High-Risk-Mentalität nicht. In den letzten zwei Wochen ist der Börsenwert des Zürcher Bankinstituts um zwei Milliarden Franken oder fast 20 Prozent geschrumpft. Damit haben die Anleger dem Management der Bank einen dicken Denkzettel verpasst. Es würde verwundern, wenn CEO Philipp Rickenbacher und Präsident Romeo Lacher ungeschoren davonkämen.

Die Parallelen zur Credit Suisse sind unübersehbar. Die Skandale um Greensill und Archegos haben gezeigt, dass Grossrisiken immer aus dem Nichts auftauchen. Die Banken sind zwar Profis darin, Risiken in ihren Bilanzen zu «gewichten» und damit kleinzurechnen. Aber diese lassen sich nicht wegzaubern. Im Krisenfall explodieren sie wie Blindgänger – unerwartet, aber immer mit verheerender Wirkung.

Der Fall Julius Bär ruft die «Too big to fail»-Regulierung in Erinnerung. Nach dem Zusammenbruch der CS machte sich die Politik daran, die Regeln zu überarbeiten, wie systemrelevante Banken ohne Steuergelder abgewickelt werden können. Von links und rechts wurden Forderungen nach mehr Eigenkapital oder einer Abgeltung der Staatsgarantie laut. Davon ist nicht mehr viel zu hören. Der Fall Julius Bär wird die Diskussion neu entfachen.

* Wirtschaftsjournalist Beat Schmid war in seiner Karriere für mehrere grosse Medienhäuser tätig. Er schreibt im SonntagsBlick über Finanzthemen. 

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