Disney, Netflix, Microsoft, Google … Die Liste der US-Konzerne, die sich gerade mit ihren Mitarbeiterinnen solidarisieren, ist lang.
Sie reagieren damit auf den Supreme Court, der letzte Woche das Abtreibungsrecht kippte. 13 Bundesstaaten wollen schon in den nächsten Wochen nahezu alle Schwangerschaftsabbrüche verbieten. Die Konzerne erweitern deshalb die Krankenversicherungen der Frauen: Künftig übernehmen sie die Reisekosten für Mitarbeiterinnen, die in andere Bundesstaaten fahren müssen, um einen Abort vornehmen zu lassen. Dieses Engagement hat einen bitteren Beigeschmack. Es legt offen, wie in kapitalistischen Wirtschaftssystemen Probleme gelöst und sogar Gesetze umgangen werden – mit dem gezielten Einsatz finanzieller Mittel. Abtreiben kann in den USA, wer es sich leisten kann. Oder wer gut genug ausgebildet wurde, um bei einem Arbeitgeber tätig zu sein, der gute Krankenversicherungen bezahlt.
Doch die typische Betroffene ist vor allem eines: arm. 49 Prozent aller US-Abtreibungen im Jahr 2014 betrafen Frauen mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze, die ohnehin kaum Zugang zu medizinischer Versorgung und zu Verhütungsmitteln haben, oftmals nicht einmal ausreichende Mittel, um ein Kind zu versorgen.
Für viele war Abtreibung der letzte Ausweg, um nicht noch tiefer ins Elend zu rutschen. Das Verbot des Obersten Gerichts bedeutet deshalb nicht allein einen Angriff auf die Rechte aller Frauen, sondern auch eine massive Ausweitung der sozialen Ungerechtigkeit.