Absurder Ortsbildschutz
Stoppt den Irrsinn!

Ortsbildschützer finden alte Ziegel wichtiger als Solarstrom. Das muss aufhören, findet Wirtschaftsredaktor Danny Schlumpf.
Publiziert: 20.08.2022 um 16:54 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2022 um 09:33 Uhr
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Solaranlagen haben oft nicht nur den Ortsbildschutz gegen sich, sondern auch Nachbarn.
Foto: Peter Mosimann

Im Sommer 2022 verbietet ausgerechnet die Energiestadt Flawil einem Hausbesitzer den Bau einer Solaranlage – mitten in der Energiekrise. Die Anlage sei ein Fremdkörper in der historisch von Ziegeln dominierten Dachlandschaft, sagt die Gemeinde. Flawil ist kein Einzelfall. Je besser die Solaroffensive des Bundes greift, desto lauter werden die Klagen von Eigentümern über Behördenirrsinn und surrealen Ortsbildschutz.

Natürlich sind Erinnerungen wichtig. Wir müssen die Geschichte schützen. Nur leider verlieren manche Konservierer dabei Gegenwart und Zukunft aus dem Blick.
Das gilt besonders für geschichtsinteressierte Architektinnen und Architekten, die im Auftrag der Gemeinden über historische Dorfkerne und Altstädte wachen. Da wird die Wahl des Grautons einer Fassade schnell einmal zur Staatsaffäre, die ein ganzes Bauprojekt blockiert.

Gegen das Veto der Ortsbildschützer haben Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer keine Chance. Es findet sich immer ein Paragraf, mit dem sich ein Nein begründen lässt.
Immerhin: Der Verputz eines Hauses beeinflusst das Leben der Eigentümer nicht auf Dauer

Jetzt aber erdreisten sich die Hüter der Historie, substanziell in die Zukunft einzugreifen. Denn wenn sie nach Gutdünken dekretieren, dass alte Ziegel wichtiger als Solarstrom sind, bestimmen sie über die Form unserer künftigen Energieversorgung mit. Doch auf diesem Feld haben die Verteidiger antiker Gemäuer nichts verloren. Ihre Macht muss ihnen dringend entzogen werden.

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