«Wir wollten raus aus der Stadt und irgendwo aufs Land ziehen», erzählt Niki Sadkowski (68) Blick. «Ich wäre am liebsten irgendwo in den Jura in eine ganz abgelegene Gegend gezogen, aber so weit weg wollte Susan nicht.»
Für ihre Mietwohnung im Zürcher Kreis 5 und die Werkstatt, wo Niki Sadkowski als Selbständiger alte Citroën und Motorräder reparierte, bezahlte das Paar monatlich rund 4’500 Franken.
Auf Haussuche mit dem Motorrad
Mit dem Motorrad mit Seitenwagen ist das Paar dann mehrfach über Land gefahren, auf der Suche nach einem bezahlbaren Haus, wo der Mechaniker und Gipser auch gleichzeitig arbeiten kann.
Fündig wurden sie schliesslich im Kanton Aargau. In Rümikon AG sahen die beiden im Sommer 2008 an einem alten, mit Weintrauben bewachsenen Bauernhaus ein Verkaufsschild und meldeten sich.
Fairer Kaufpreis und schöne Aussicht
«Es war uns sympathisch, dass der Verkauf nicht über einen Makler lief, sondern direkt mit den Eigentümern», so der Ehemann. Während er bei der Besichtigung vor allem von der Bausubstanz und dem guten Zustand insgesamt angetan war, liess der Ausblick auf den Rhein Susan Sadkowskis Herz höher schlagen. «Ohne diese Sicht wäre ich wohl kaum in dieses kleine Dorf mit damals etwa 200 Einwohnern gezogen», sagt sie lachend.
Ausserdem war der Preis für das 7-Zimmer-Wohnhaus mit Nebengebäuden, wo der Ehemann weiterhin Reparaturen ausführen konnte und mit über 2800 Quadratmeter Land für 450’000 Franken mehr als fair. «Unser Eigenheim kostet uns monatlich jetzt noch 1600 Franken. Das können wir uns auch mit der AHV noch leisten», sagt die Ehefrau.
Wohnen und Arbeiten am neuen Wohnort
Küche, WC, sowie diverse andere Umbauarbeiten hat das Ehepaar selber ausgeführt und lebt seit Sommer 2009 im ländlichen Rümikon. «Die Seele des Hauses wollten wir aber erhalten. Das war auch den ehemaligen Besitzern ein Anliegen beim Hausverkauf», so die Ehefrau.
Die ÖV-Anbindungen seien gut, was vor allem Susan Sadkowski wichtig ist, damit sie damals zur Arbeit nach Winterthur in einen Kinderhort fahren konnte und ihre drei Kinder aus erster Ehe und die Enkelkinder auch ohne Auto besuchen kann.
In der ehemaligen Wohnung in der Stadt Zürich lebt noch immer ihr Sohn. «Wir haben damit noch immer einen engen Bezug zur Stadt», sagt die Ehefrau. Niki Sadkowski hat eine Zeit lang noch in Zürich weitergearbeitet, bis er sich am neuen Wohnort seine eigene Werkstatt komplett eingerichtet hat, wo er auch im Rentenalter immer noch mit Leidenschaft an Oldtimern schraubt.
Vorzüge des Landlebens
Der Hauskauf und der Wegzug aus der Stadt, seien eine gute Entscheidung gewesen, findet das Paar noch heute. Das Landleben hat das Ehepaar schnell schätzen und lieben gelernt. «Hier grüsst man sich noch, kennt sich, es ist nicht so anonym wie in der Stadt, weniger hektisch und natürlich ruhiger», sagt Susan Sadkowski.
Für den Garten, wo auch eine geschützte stattliche Linde steht, ist vorwiegend Susan Sadkowskis zuständig. «Vor allem nach meinem Schlaganfall 2010 habe ich wie verrückt im Garten gearbeitet. Wo vorher nur Apfelbäume waren und Schafe weideten, ist seither mein Garten», erzählt sie. Zu dieser Zeit ist auch Vierbeiner Kimbo im Haus des Ehepaars eingezogen. Ausgedehnte Spaziergänge am neuen Wohnort haben Susan Sadkowski bei der Genesung physisch und psychisch geholfen, auch später nach ihrer Krebsdiagnose und den damit verbundenen Therapien. Zuweilen sei ihnen das grosse Bauernhaus mit dem dazugehörigen Land doch etwas viel mit Arbeit verbunden, ist sich das Ehepaar einig.
Wohnraum mit Flüchtlingsfamilie geteilt
Vorübergehend lebte auch eine kurdische Flüchtlingsfamilie aus dem Irak unter dem gleichen Dach. Niki Sadkowski hat für die Flüchtlingsfamilie einen eigenen Wohnteil mit Bad eingebaut.
Nach dem Wegzug der Familie in eine eigene Wohnung sind in der oberen Etage wieder Zimmer, die von den Enkelkindern zum Spielen und Übernachten genutzt werden können.
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Lieblingsplätze und Einrichtung
Der eigentliche Wohnbereich ist im Erdgeschoss. Vom Essbereich mit Weitsicht ist der Rhein zu sehen. Ein Schmuckstück und Lieblingsplatz von Susan Sadkwowski ist der alte Kachelofen im kleinen «Stübli» oder Lesezimmer, das auch halb geöffnet wurde und angrenzt zum «Fernseh-Stübli». «Auf der Ofenbanki habe ich vor allem während meiner Chemotherapie viel Zeit verbracht und Sudoku gelöst, um mich geistig fit zu halten und abzulenken.» Susan Sadkowski stellt auch oft und gerne etwas um im Haus. «Bei uns sieht es immer wieder etwas anders aus», sagt sie.
Niki Sadkowskis Lieblingsplatz ist seine Werkstatt, wo er meist am anzutreffen ist. Im Haus ist sein Lieblingsplatz die in die Jahre gekommene Designer-Liege. Die Einrichtung insgesamt ist ein Sammelsurium an persönlichen und liebevoll inszenierten Zeichnungen, Bildern, Gegenständen und Möbeln. So beispielsweise das alte Küchenmöbel der Vorbesitzer. Ein Lieblingsplatz von beiden ist die geräumige und gemütliche Wohnküche mit dem alten Beizentisch. Der Innenhof vor der Küche ist im Sommer ein beliebter Schattenplatz, im Winter eher ein praktischer Abstellplatz für allerlei.
Ideen und Zukunftspläne
Im Naturkeller des Hauses war vor einiger Zeit einmal ein kleines Beizli als Treffpunkt angedacht. Ob das irgendwann noch realisiert wird, lässt das Ehepaar offen. Offen ist auch, ob Sadkowskis im hohen Alter im Bauernhaus wohnen bleiben.
Denkbar wäre auch, auf dem Bauland ein kleines pflegeleichtes Häuschen zu bauen und dort zu leben. «Haus und Garten mit der ganzen Umgebung geben schon viel zu tun und wir werden nicht mehr jünger», sagt die Ehefrau. Vielleicht wird auch irgendwann alles verkauft und das Rentnerpaar zieht wieder in einen grösseren Ort. Mit Zukunftsplänen lässt sich das Ehepaar noch Zeit und geniesst das Landleben. Niki Sadkowski: «Das eilt nicht. Über die Zukunft haben wir uns bis jetzt gar keine Gedanken gemacht.»