Auf dem Heimweg nach den Sportferien in Bergün GR entdeckte Andrea Bühler bei Lenzerheide GR die Werbetafel eines Immobilienmaklerbüros. Noch auf der Autofahrt schaute sie sich ihre Verkaufsangebote an und fand dabei ein Maiensäss.
Nur wenige Tage später machte sich Ehemann Markus Bühler (46) gleich wieder auf den Weg ins Bündnerland und traf sich mit der Maklerin für eine Besichtigung. «Das Maiensäss war fertig umgebaut, hübsch eingerichtet und konnte ohne viel Aufwand gleich genutzt werden. Ausserdem ist die Lage bei der Waldlichtung traumhaft und die Zufahrt ist das ganze Jahr möglich», erzählt der Berufsschullehrer.
Dem Zürcher Ehepaar war klar, dass diese Alphütte eine seltene Kaufgelegenheit war. «Solche Maiensässe bleiben meist im Familienbesitz und werden vererbt. Selten stehen sie zum Verkauf», so Markus Bühler.
Restriktive Auflagen der Gemeinde
So entschied sich die Zürcher Familie rasch zum Kauf des schmucken Bijous auf der Alp bei Lanz/Lentsch GR, nahe des Touristenorts Lenzerheide. Lediglich einige Bereinigungen wie zum Beispiel das Umplatzieren des vom Vorbesitzer unerlaubt im Boden versenkten Wassertanks mussten Bühlers vornehmen. Der Wassertank, der mit Wasser vom nahen Brunnen gespeist wird, befindet sich nun ordnungsgemäss in einem Wandschrank in der Hütte. «Die Gemeinde kam schnell mit den Forderungen für diese Anpassungen auf uns zu. Die Auflagen für solche Bauten in diesen Zonen sind restriktiv. Es darf kaum was verändert werden», erklärt der Ehemann.
Vermietung statt kalte Betten
Die urchige Alphütte haben Bühlers vorwiegend zur Vermietung gedacht. Nur an vereinzelten Tagen waren darum das Ehepaar mit seinen beiden Kindern Joline (13) und Lio (10) oder Verwandte im Maiensäss. «Für die Kinder ist es hier aber jedes Mal fantastisch. Zudem führt im Winter die Langlaufloipe direkt bei uns vorbei, der Golfplatz ist gleich nebenan und auch zum Wandern oder Biken ist die Lage perfekt», so Markus Bühler.
Die restliche Zeit wurde die geschmackvoll eingerichtete Hütte «Got Spess», mit Platz für fünf Personen, an naturverbundene Feriengäste vermietet. «Wir möchten keine kalten Betten produzieren und es sollen auch andere Gelegenheit haben, unser Maiensäss zu nutzen», sagt Andrea Bühler, die als Quereinsteigern die Lehrerausbildung absolviert.
Grosser Schaden durch Brand und Löschwassereinsatz
Es waren dann auch Feriengäste, die im Oktober 2021 vermutlich durch unsachgemässes Einfeuern einen Brand in der Hütte verursachten. Der gesamte russgeschwärzte Innenbereich und das fast durchgebrannte Dach mussten nach dem Brand mit dem Löscheinsatz der Feuerwehr erneuert werden.
«Es war bis unter das Dach alles schwarz und wir wollten nicht das Risiko eingehen, dass es giftige Rückstände im Haus hat», erklärt der Familienvater. Statt Feriengäste verbrachten lokale Handwerker bis im Juni 2023 Zeit in der Alphütte und brachten das über 200-jährige Maiensäss wieder in Schuss.
Regionale Materialien und lokale Handwerker
Immerhin einen positiven Nebeneffekt hat der Brand mit sich gebracht. Wo vormals dunkles Altholz war, ist jetzt in der Hütte alles in hellem Arvenholz aus der Region. «Damit wirkt es jetzt heller, denn die Lichtverhältnisse mit den kleinen Fenstern, die nicht verändert werden dürfen, waren vorher nicht optimal», erklärt der Ehemann.
Ausserdem sei mit dem wohlriechenden Arvenholz das Raumklima angenehm und gesund. «Das sind jetzt schon fast Therapieferien in unserem Maiensäss», sagt Markus Bühler lachend. Die Abdeckung in der offenen Küche, sowie die Bodenplatten im Küchen-, Bad und Eingangsbereich sind ebenfalls aus der Region. «Wir haben bei allen Materialien und Produkten darauf geachtet, dass sie hochwertig und regional sind und auch dass die Handwerker, die wir beauftragt haben, aus der Gegend sind. Das ist uns wichtig», sagt die Ehefrau.
Das Resultat kann sich sehen lassen. Das kleine Maiensäss mit dem neuen Innenausbau hat nichts von seinem urchigen Charme eingebüsst. Im oberen Stockwerk ist der Wohn-/Essbereich mit der offenen Küche und einem Holzofen, der an kühlen Tagen eingeheizt werden kann. Hier ist auch der Ausgang zum Sitzplatz mit Aussicht auf die umliegenden Berge, umgeben von Wald. Der Eingangsbereich mit Einbauschrank ist in der unteren Etage, wo sich auch die beiden Schlafzimmer und die Dusche befinden. Auch wenn die Wohnfläche bescheiden ist, findet sich alles für vier Personen, was es für Ferien in den Bergen braucht.
Probeferien im Herbst nach Renovierung
Während die Kinder die Herbstferien im Ferienlager verbringen, geniessen die Eltern erstmals allein ihre Alphütte.
Markus Bühler: «Uns gefällt unser urchig-romantisches Maiensäss und die Gegend sehr. Jetzt können wir in unseren Ferien auch selber ausprobieren, ob nach den Umbauarbeiten alles gut funktioniert und vorhanden ist, bevor wir es wieder an Feriengäste vermieten.»