Besitzer gibt Einblick in seine Traumvilla
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Herrenhaus im Tessin renoviert:Besitzer gibt Einblick in seine Traumvilla

Zum Schnäppchenpreis
Aargauer baut Ruine im Tessin zu Villa um

Urs Rutschmann (64) hat mit seiner Familie in Casima TI 2007 ein altes Herrenhaus gekauft und renoviert. Was einst als Ferienhaus für die Familie gedacht war, ist heute das Zuhause des Aargauers, wo er auch oft Gäste und Freunde beherbergt.
Publiziert: 01.10.2023 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2023 um 17:51 Uhr
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Das renovierte Herrenhaus in Casima TI aus der Vogelperspektive. Das einzige herrschaftliche Gebäude im Dorfkern wird heute vom Aargauer Urs Rutschmann bewohnt.
Foto: Nicole Bruhin
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

Wenn Urs Rutschmann (64) über seine Villa Oleandro redet, wird schnell klar, dass er sich für Architektur interessiert und sich mit der Geschichte des 150-jährigen Hauses auseinandergesetzt hat. Er weiss viel zu erzählen. Von 1871 bis 1873 wurde die Villa mit halboffenem Innenhof von dem in Mailand ansässigen Tessiner Ingenieur und Architekt Piotti erbaut. Sie diente damals als Sommersitz der Familie Piotti und ist das einzige herrschaftliche Gebäude im Dorfkern in Casima TI, einem kleinen Dorf im Valle di Muggio.

Unter dem Dach wohnte das Dienstpersonal, darunter die wohlhabenden Besitzer. Alle Schlafzimmer der Herrschaften hatten einen Kamin und im Herrenhaus waren zwei Toiletten gebaut. «Zur damaligen Zeit war das aussergewöhnlich. Üblich waren Plumpsklos draussen», weiss Rutschmann. Am Bau waren zeitweise bis zu 50 Arbeiter tätig. «Damals waren die Materialien teuer, nicht aber die Arbeiter. Heute ist das umgekehrt», sagt der Aargauer.

Im Erdgeschoss befindet sich unter anderem der Wohn- und Essbereich mit Kamin und Ausgang zum Garten und den Terrassen, sowie die historische Küche. In der Blütezeit der Villa gab es hier Theater- und Musikaufführungen, wie Rutschmann in Erfahrung brachte.

Auf der Suche nach einem Ferienhaus

Die rauschenden Feste und glanzvolle Zeiten des Herrenhauses waren längst vorbei, als Urs Rutschmann mit seiner Familie das Haus an Ostern 2007 im Tessin besichtigte. «Das Haus war mehr eine Ruine. Dach und Fenster waren undicht und der Innenhof mit Garten und mit Pflanzen verwahrlost. Nur zwei Zimmer wurden noch von einer älteren Frau bewohnt», sagt Rutschmann.

Der CEO einer IT-Firma lebte mit seiner Familie zu diesem Zeitpunkt in Zug, war aber beruflich auch oft im Ausland stationiert. Familie Rutschmann suchte darum ein Ferienhaus für gemeinsame Zeit im Süden. Mit ihren 15 Zimmern war die Villa zu gross. Die Lage mit dem Ausblick vom Innenhof über das Tal, der authentische Bau mit der geschützten Fassade, den Bruchsteinmauern und aussergewöhnlichen Details wie die gemeisselte Marmorbadewanne, Stuckaturen und die historische Küche mit dem grossen Kamin reizten Rutschmann aber. So wurde die Familie zum Schnäppchenpreis von 500’000 Franken im Dezember 2007 zum Ruinenbesitzer.

Ferien auf der Baustelle im Tessin

Über mehrere Jahre baute die Familie mit lokalen Handwerkern das verkommene Haus zu einem Schmuckstück um und renovierte fortlaufend. Planung und Bauleitung für sein Umbauprojekt übernahm Bauherr Rutschmann nach seiner frühzeitigen Pensionierung gleich selber.

Einige der Handwerker wurden mit der Zeit zu Freunden der Familie. «Ferien und Wochenenden verbrachten wir mit unseren vier Kindern in den ersten Jahren praktisch auf einer Baustelle. Wir hatten zeitweise eine Notdusche, keine Heizung und nur Elektroöfen in einigen halbwegs bewohnbaren Zimmern im Winter», erinnert sich Rutschmann schmunzelnd.

Keine Auflagen im Innenbereich durch die Denkmalpflege

In der renovierten und teilweise umgebauten «Villa Oleandro» sind jetzt noch zwölf Zimmer. Einige der Wände im Innern wurden durchbrochen, Böden und Bäder erneuert. «Im Innern gab es keine Auflagen von der Denkmalpflege. Es ist aber auch in meinem Interesse, dass das Haus seinen ursprünglichen Charakter beibehält», so der Bauherr.

Vier Zimmer mit eigenem Bad werden regelmässig an Gäste für Ferien oder Events vermietet und Freunde und Verwandte sind oft bei Urs Rutschmann zu Besuch. Weitere Zimmer mit gemeinschaftlich genutzten Badezimmern auf der Etage stehen zudem bei Bedarf zur Verfügung.

Aus Neugier zum Gastgeber

Die Idee für ein Bed and Breakfast kam von Urs Rutschmann, der 2016 mit seiner Frau den Wohnsitz von Oslo ins Tessin verlegte und das Haus in Zug verkaufte, nachdem die erwachsenen Kinder ausgezogen sind. «Die Villa war für uns allein zu gross und zudem hatte ich das Gefühl, dass ich doch noch zu jung bin, um nichts mehr zu tun», sagt Rutschmann. Aus Interesse an der Technologie hinter Vermietungsplattformen lud Rutschmann eines Tages versuchsweise ein einzelnes Bild seiner Villa auf einer dieser Websites hoch. Innert kürzester Zeit meldeten sich interessierte Gäste, erzählt er.

Die historische Villa im Mendrisiotto ist wegen der sonnigen und ruhigen Lage bei Gästen beliebt. Auch der Hausherr fühlt sich sichtlich wohl, wenn er von den kollegialen Kontakten mit den Einheimischen schwärmt, von Ausflügen mit dem Motorrad in der Gegend oder nach Como (IT) und von geselligen Anlässen mit seinen Gästen und Freunden. «Meiner Frau war das aber doch etwas zu ruhig und sie ist nach unserer Trennung vor kurzem zurück in ihre Heimat Norwegen gezogen. Wir verstehen uns aber sehr gut und pflegen ein gutes Verhältnis», sagt der vierfache Familienvater.

Zukunft der Villa noch unklar

Dass die nächste Weihnachtsfeier der Familie mit Verwandten in der Villa in Casima stattfindet, ist auch schon klar. Nur was mit der Villa in einigen Jahren passiert, ist noch offen. «Ich werde nicht jünger und habe mir darum kürzlich eine Wohnung in Baden gekauft.»

Die nächste Zeit möchte er aber noch im Tessin leben und hat in seinem grossen Haus und dem Garten auch immer wieder einiges zu tun. Urs Rutschmann: «Ein solch altes Gebäude ist nie fertig und ist ein ewiges Projekt, damit es gut unterhalten bleibt.»

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