Es ist nicht leicht, mit Philipp Schwander (56) einen Termin für einen Rundgang in seinem Schloss zu finden. Das feudale Anwesen des Weinhändlers und -produzenten liegt rund eine Autofahrstunde von Zürich entfernt in Allensbach-Freudental (D).
Schwander ist beruflich oft unterwegs. Der erste Schweizer «Master of Wine» – die höchste Auszeichnung in der Weinbranche – wählt seine Weine jeweils vor Ort aus und importiert sie direkt von den Produzenten.
Findet Schwander aber mal Zeit, dann erzählt er gern ausführlich über sein Schloss, das er 2011 erwarb.
12 Millionen Renovierungskosten
«Ich wollte mein Geld aus meinem Unternehmen sinnvoll investieren und suchte daher mit einem Architekten in der Gegend um Zürich lange Zeit vergeblich eine passende Immobilie», erzählt der Unternehmer.
Bei der Besichtigung des Schlosses nahe Konstanz (D) war der Schweizer sofort begeistert vom ehemaligen Fürstensitz mit sechs Hektaren Land und Blick auf die Alpen.
«Ich war etwas naiv und hatte mit Renovierungskosten von ungefähr einer Million Franken gerechnet», gesteht Schwander. Nebst dem Kaufpreis von rund vier Millionen Franken hat der Unternehmer bis heute aber etwa zwölf Millionen an Renovierungs- und Umbaukosten für das Schloss Freudental investiert.
Sünden der Vergangenheit
Das historische Bauwerk wurde von 1698 vom Freiherrn Franz Dominik von Prassberg erbaut. Unter dem damalig brillianten Baumeister Michael Wiedenmann wurden die Stuckdecken erstellt, für die das Schloss berühmt ist.
Über die Jahre wechselte das einst prächtige Schloss mehrfach die Besitzer und wurde renoviert. Vor dem Kauf durch Schwander befand sich eine Sprachschule im Schloss.
Der Glanz vergangener Zeiten bröckelte und Bausünden der Vergangenheit wurden sichtbar. Das wollte der Schweizer ändern. «Ich erkannte schnell, dass nur etwas Farbe nicht reicht. Dafür bin ich zu perfektionistisch. Ich wollte das richtig machen.»
Renovierung in Etappen
2012 wurde mit den Renovierungs- und Restaurantionsarbeiten gestartet, die etappenweise ausgeführt wurden.
Ein Jahr später feierte das kleine, aber feine Schlosshotels mit seinen 15 Gästezimmern und vier unterschiedlichen grossen Sälen bereits seine Eröffnung.
«Bis die Stuckaturen wieder von der überpinselten Dispersionsfarbe frei waren, brauchten die erfahrenen Handwerker Jahre», erklärt der Schlossherr. Er selber hat sich mit Ideen eingebracht und um Materialien gekümmert sowie die stilechte und geschmackvolle Ausstattung und Einrichtung erstellt.
«Das war zeitintensiv, aber auch interessant. Für die neue Aussentreppe aus Schwarzachtobler Sandstein, der härteste Sandstein der Welt, war ich in Österreich und wurde dort in einem Steinbruch fündig.»
Komplett ersetzt wurde auch der Boden im Eingangsbereich. Der letzte Saal wurde 2016 renoviert und die Schliessung während der Corona-Pandemie wurde für Dacharbeiten und die Erneuerung der Aussenfassade genutzt. «Wir haben aber jedes Jahr zwei Monate geschlossen und nutzen diese Zeit immer für Renovationen. Es gibt immer etwas zu tun.» Als nächstes Projekt steht der geplante Barockgarten an.
Erholen und geniessen mit Freunden
Mit seiner Partnerin wohnt Philipp Schwander weiterhin in der Schweiz, wo er auch seine Firma hat. Schwander plant nicht, in sein Barockschlösschen zu ziehen. «Ich hatte das von Anfang an als kleines Landhotel geplant. Aber hier kann auch ich mich immer mal wieder erholen und finde Ruhe.»
Sein Lieblingsplatz ist unter der 300 Jahre alten Linde, wo er gern in einem Buch liest. Etwa ein bis zweimal im Monat verbringt er ein Wochenende oder eine Nacht auf Schloss Freudental und lädt auch gern Freunde ein.
«Meine Freunde kommen immer gern.» Das verwundert nicht! Schwanders Weinkeller im bezaubernden Schloss ist selbstverständlich mit guten Tropfen der «Selection Schwander» ausgestattet und lädt zum Verweilen mit dem unterhaltsamen und humorvollen Gastgeber ein.
Schlossherr ohne eigenes Zimmer
Auch wenn der Unternehmer selber sagt, dass sein Schlosskauf nicht die lukrativste Investition sei, zahlt sich Schloss Freudental für ihn aus. Durch die aufwändige und kostspielige Renovierung hat das Schloss an Wert gewonnen und für Feiern, wie Hochzeiten oder Geburtstage, sowie für Seminare wird das renovierte Schloss mit dem lauschigen Garten gern und oft gebucht.
«An den Wochenenden sind wir die nächsten zwei Jahre praktisch ausgebucht und fast bei jedem Anlass, an dem unsere Weine aufgetischt werden, gewinnen wir auch neue Kunden.»
Dafür nimmt der Schlossherr gern in Kauf, dass manchmal auch für ihn kein Zimmer mehr frei ist im eigenen Schloss. «Ich habe bewusst kein eigenes Zimmer, sondern übernachte immer in einem anderen Zimmer. So bemerke ich auch, falls wieder etwas erneuert oder repariert werden muss.»