«Die beste Entwicklungshilfe ist, den Menschen vor Ort eine Perspektive zu schaffen», findet Hansueli Meili (69), der seit 2006 in Yogyakarta in Indonesien lebt.
Genau das hat der Schweizer während der Corona-Pandemie getan. Er hat im Juli 2021 im 300-Seelen-Dorf Ngadipuro, abseits der Touristenmassen, ein Grundstück gekauft und mit der Planung eines Tiny Houses begonnen. «Meine Frau ist hier geboren und aufgewachsen. Verwandte und Bekannte aus dem Dorf hatten durch den Hausbau während der angespannten Situation in der Pandemie Arbeit und Essen», so der Schweizer.
Leben im nicht perfekten Paradies
Der im Zürcher Oberland aufgewachsene Meili ist gelernter Koch und Betriebsökonom. Er war für verschiedene Firmen auf der ganzen Welt als General Manager im Catering- und Hotelbereich tätig.
In Hongkong lernte Meili seine aus Indonesien stammende Frau kennen, die er 2004 heiratete. Zwei Jahre später wurde Meili arbeitslos und überlegte sich, mit seiner Frau in die Schweiz zurückzukehren. Das Ehepaar beschloss jedoch, in Indonesien zu bleiben: «Man weiss nie, was die Zukunft bringt. Aber wir sind mit unserem Leben hier glücklich, auch wenn hier nicht alles perfekt ist.»
Eigene Kinder hat das Paar nicht, dafür freuen sie sich an den vielen Kindern in Amiatis grosser Verwandtschaft, die sie mit Schulgeld, Kleidern und anderen nötigen Sachen unterstützen. «Wir haben uns hier mit all unseren Tieren ein kleines Paradies aufgebaut und leben mit meiner AHV von etwa 2100 Franken sehr gut», so der Rentner.
Das landestypische Haus der Meilis mit sieben Zimmern, vier Bädern und Garten mit Fischteich liegt in Yogyakarta, rund einer Stunde Autofahrt entfernt von Ngadipuro, wo Amiatis Verwandtschaft lebt und jetzt auch das neu erbaute Tiny House des Ehepaars steht.
Hausbau mit lokalen Arbeitern
Meili und seine Frau sind sich bewusst, dass sie im Vergleich zu den Einheimischen privilegiert sind. «Die Grundidee für den Bau des Tiny Houses war, alles lokal zu schaffen und zu fördern», erklärt er. «Statt den Verwandten in der Krise einfach Geld zu geben, haben wir mit ihnen das Tiny House realisiert.» Ziel des Ehepaars sei gewesen, das Häuschen von Dorfbewohnern und Verwandten ausschliesslich mit lokalen Materialien bauen zu lassen.
Die Baupläne für das Tiny House hat ein Schweizer Freund von Meili erstellt. Baustart war im August 2021. Fertig war das Mini-Haus mit Küche, Wohn- und Schlafzimmer sowie einer offenen Terrasse im November 2021.
Rund 18’000 Franken hat das Haus gekostet. Mit dem Resultat ist nicht nur das Ehepaar Meili zufrieden, das ganze Dorf freut sich mit. Mit einer Zeremonie und einem Fest wurde die Einweihung mit der Bevölkerung von Yogyakarta gefeiert. «Es ist nicht alles perfekt, aber es ist gut geworden», findet Meili.
Übernachten im authentischen Dorf
Im Tiny House können Meilis übernachten, wenn sie die Verwandtschaft von Amiati besuchen. Sie möchten das Haus auch Freunden aus der Schweiz zur Verfügung stellen, wenn Reisen wieder einfacher möglich ist.
Zum bekannten Nationalpark Merapi dauert die Fahrt knapp eine Stunde. «Wenn Touristen das authentische Dorf besuchen möchten, werden wir es auch vermieten. Die Familie meiner Frau kocht einfache lokale Gerichte und kümmert sich um das Tiny House. So haben sie weiterhin Arbeit.»
Weiteres Projekt in Planung
Der Schweizer hat auch schon ein weiteres Projekt in Planung. Auf dem kleinen Grundstück des Mini-Hauses möchte er sich im hydroponischen Anbau von Gemüse, Früchten und Kräutern versuchen und damit bei Anbau, Ernte und Verkauf wiederum Jobs für Verwandtschaft und Dorfbevölkerung schaffen.
«Finanziell ist das für mich nicht rentabel, aber wir brauchen das Geld auch nicht. Unsere Verwandten im Dorf können damit hingegen etwas eigenes Geld und Essen erwirtschaften.»