Lange haben Adele (57) und Werner Keiser (61) für sich und ihre drei Kinder nach einem alten Haus gesucht. 1988 wurden sie in Meisterschwanden AG fündig. Die ehemalige Bäckerei mit Backstube aus dem Jahr 1820 und Bachanstoss präsentierte sich auf den ersten Blick gut. Bald stellte sich aber heraus, dass das Haus nur für den Verkauf optisch aufgehübscht wurde und einige Umbauten und Renovationen nötig waren.
«Wir waren jung, naiv und blauäugig. Schnell merkten wir aber, dass da mehr als ein bisschen Farbe nötig war und wollten das Gebäude darum umfassend umbauen», erzählt Adele Keiser.
Weil sich aber niemand fand, der den Umbau nach den Wünschen und Ideen des Ehepaars tätigen konnte, übernahm der gelernte Maschinenbauingenieur den Umbau kurzerhand selber.
Mit viel Liebe zum Detail hat das Ehepaar ihr Haus stilecht und aufwändig renoviert. Mit seiner neu entdeckten Leidenschaft für antike Baukunst legte Keiser ein neues Fundament für seine berufliche Zukunft und hat sich auf Umbauten und Restaurationen für Kunden spezialisiert.
Schock bei der Hausbesichtigung
Auch privat hat sich das Ehepaar noch einmal einen Umbautraum erfüllt. In Bettwil, nur fünf Autominuten von ihrem Zuhause entfernt, erwarben sie 2017 eine leer stehende Liegenschaft.
Der ältere Teil des historischen Bauernhauses mit den Bemalungen an der Südfassade stammt aus dem Jahr 1710. Der Anbau eines zweiten Wohnhauses wird auf 1854 datiert.
«Das Bauernhaus auf dem Hügel kannten wir schon seit 30 Jahren. Wir waren da mit den Kindern im Winter schlitteln. Es gefiel uns schon von Anfang an, aber es war lange bewohnt», so Adele Keiser.
Jahre später konnte das Ehepaar die mittlerweile heruntergekommene Liegenschaft besichtigen. «Ich war geschockt! Das war eine Ruine», erinnert sich Adele Keiser. Durch das Dach schneite es rein und im Keller war Wasser.
Werner Keiser sah aber das Potenzial, und so kauften die beiden die Liegenschaft – ohne Plan, was sie damit anfangen wollten. «Ich hatte einfach Lust, noch einmal ganz nach eigenen Vorstellungen einen Umbau in Angriff zu nehmen», so Keiser.
Denkmalschutz und Nachhaltigkeit
Innert zwei Jahren baute das Ehepaar das denkmalgeschützte Bauernhaus komplett um, ohne dass dabei der ursprüngliche Charme des geschichtsträchtigen Hauses verloren ging.
«Die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege hat sehr gut geklappt», so Adele Keiser. Viele der ursprünglichen Balken, Türen, Treppen oder Böden konnten aber nicht erhalten werden. Sie wurden mit ausgewähltem Altholz aus dem grossen Fundus von Werner Keiser ersetzt.
«Nur auf dem Dach war ich nicht. Das habe ich den Dachdeckern überlassen», erzählt der Allrounder. Streng sei es gewesen, aber er wisse sich zu helfen, damit die Arbeit angenehm ist. «Ich schaue bei Umbauten immer, dass ich früh die Feuerstelle wieder nutzen kann und ich mir in den Pausen auch eine Wurst oder Suppe über dem Feuer machen kann», verrät der Bauherr lachend.
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Gästehaus im alten Bauernhaus
Während Werner Keiser der Mann fürs Grobe am Bau war, widmete sich Adele Keiser vor allem der Inneneinrichtung. Das kommt nicht von ungefähr: Sie ist Inhaberin eines Ladens mit ausgewählten Wohnaccessoires im Angebot.
Ihr Geschäft befindet sich im ehemaligen Wohnteil, während im alten Bauernhausteil neu vier unterschiedliche Gästezimmer mit je eigener Dusche und Bad entstanden sind. «Die Idee für ein Bed and Breakfast entstand erst während des Umbaus und kam von unserer Tochter, die im Hotelfach tätig ist», erklärt Adele Keiser.
Umzug ist kein Thema
Im März 2020 stellten Keisers den Umbau wie geplant fertig. Seither haben sie wieder mehr Zeit für sich und die Familie. Wegen der Pandemie verlief die Eröffnungsphase ihres Bed and Breakfasts aber etwas durchzogen: «Die Rückmeldungen der Gäste, die da waren, sind aber positiv. Sie fühlen sich bei uns wie zu Hause», freut sich die Gastgeberin.
Das Ehepaar Keiser ist sichtlich stolz auf ihren gelungenen Umbau und vor allem, dass sie ihr Traumhaus nach rund 30 Jahren tatsächlich ihr Eigen nennen dürfen. Ein Umzug ins frisch umgebaute Bauernhaus ist für das Ehepaar aber kein Thema: «Unser Wohnhaus ist auch wunderschön und wir bleiben dort. Vielleicht wird später aber mal eines unserer Kinder in den Anbau ziehen, falls wir ihn später mal zu einem Wohnhaus umbauen.»