Zweittumore sind eigenständige neue Krebserkrankungen, die sich von Rückfällen und Ablegern eines früher diagnostizierten Tumors unterscheiden, teilten die Nationale Krebsregistrierungsstelle (NKRS) und das Kinderkrebsregister (KiKR) am Dienstag mit.
Die Zahl der Menschen, die mit und nach einer Krebserkrankung leben, nehme in der Schweiz stetig zu. Das liege zum einen an der Alterung und dem Wachstum der Bevölkerung und zum anderen an den Fortschritten in der Medizin und der erhöhten Wahrscheinlichkeit, eine Krebserkrankung zu überleben, hiess es weiter.
Die NKRS und das KiKR veröffentlichten einen Gesundheitsbericht, in dem die beiden Stellen das Schweizer Krebsregister von 1990 bis 2019 untersuchten. Sie erfassten über den Betrachtungszeitraum von 30 Jahren über 550'000 Ersttumore und über 45'000 Zweittumore. Das seien mehr als 5'000 Zweittumore mehr, als durch das allgemeine Krebsrisiko zu erwarten war, hiess es weiter.
Faktoren wie das Alter bei der Ersterkrankung, die vergangene Zeit seit der Ersttumordiagnose sowie die Art und die Behandlung des ersten Tumors beeinflussen das Zweittumorrisiko entscheidend. Menschen mit Erstdiagnose zwischen 0 und 14 Jahren haben ein sechsmal höheres Risiko, einen Zweittumor zu entwickeln, schrieben die Krebsstellen. Bei Diagnosen zwischen 15 und 39 Jahren verdoppelt sich das Risiko und bei Diagnosen ab 40 Jahren ist das Risiko für eine zweite Diagnose um 12 Prozent höher. Das Risiko, an einem zweiten Tumor zu erkranken, bleibe zudem über Jahrzehnte nach der ersten Diagnose erhöht.
Weiter zeigt der Bericht, dass nach Tumoren, die mit Rauchen oder Alkoholkonsum in Verbindung stehen, das Risiko für einen zweiten Tumor besonders stark erhöht ist. Auch haben verschiedene Behandlungsmethoden des ersten Tumors einen unterschiedlichen starken Einfluss auf das Risiko, einen Zweittumor zu entwickeln.
Die Zahlen des Berichts bilden die Grundlage zur Entwicklung von effektiven und bedarfsgerechten Präventions-, Behandlungs- und Nachsorgestrategien. Dazu gehören stärkere Präventionsmassnahmen und eine Digitalisierung im Gesundheitswesen.