Schon bald auf dem Markt?
So weit ist die Pharmaindustrie bei der Krebsimpfung

Moderna und Biontech, die zwei grössten Hersteller von Corona-Impfungen, arbeiten am Wirkstoff gegen Krebs. Schon in den nächsten Jahren soll es von ihnen erste Krebsimpfstoffe geben – mit indirekter Mithilfe von einem Schweizer Pharma-Riesen. Das musst du wissen.
Publiziert: 10.07.2024 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2024 um 15:52 Uhr
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Das deutsche Unternehmen Biontech hat mit seinen Corona-Impfungen Milliardenumsätze gemacht. Auch Moderna gehört zu den grossen Herstellern des Corona-Impfstoffs.
Foto: AFP
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

In der Pandemie machten die Pharma-Giganten das grosse Geld. Die Corona-Impfungen spülten Pfizer, Moderna, Roche und Co. Milliardenumsätze in die Kassen. Seither sind die Kurse der Konzerne in den Keller gerasselt. Doch am Horizont zeichnet sich bereits der nächste Kassenschlager ab: die Krebsimpfung.

Es handelt sich dabei um sogenannte «therapeutische Impfungen». Der Impfstoff gegen Krebs soll also nicht wie die Corona-Impfungen Schutz vor einer Krankheit oder zumindest einem schweren Verlauf bieten. Vielmehr kommt er bei bereits erkrankten Patienten zum Einsatz, um diese im Kampf gegen den Krebs zu unterstützen. Zuerst entfernen Ärzte die Krebszellen – beispielsweise einen Tumor – operativ. Die Krebsspritze regt dann das Immunsystem an, die übrig gebliebenen und körpereigenen Krebszellen zu bekämpfen. Jedenfalls ist das die Idee, denn noch sind Krebsimpfungen nicht auf dem Markt. Das soll sich aber bald ändern.

Corona-Gewinner sind führend bei den Krebsimpfungen

Verschiedene Pharma-Grössen liefern sich einen Wettstreit um den ersten Impfstoff gegen Krebs – wobei es allerdings kein Allheilmittel geben wird. So sind die Impfungen, an denen die Konzerne forschen, auf eine spezifische Krebsart zugeschnitten. Zudem ist kein Krebstumor mit anderen vergleichbar. Entsprechend muss man jede Impfung individuell anpassen. Auf einen pauschalen Impfstoff gegen alle Krebsarten dürfen wir also nicht hoffen. Aber auf einen Impfstoff, der speziell auf bestimmte Tumore zugeschnitten ist.

Ganz vorne mit dabei im Rennen um die erste Krebsimpfung: Biontech und Moderna, die zwei grössten Hersteller des Corona-Impfstoffs. Das hat auch einen guten Grund. Die Krebsimpfstoffe basieren auf der sogenannten mRNA-Technologie, auf der auch die meisten Corona-Impfungen beruhen und bei der Biontech und Moderna führend sind. Bei dieser Methode spritzt man die codierte Information in den Muskel, um Eiweisse herzustellen. Im Fall der Krebsimpfungen geht es um Eiweisse, die in den Krebszellen vorkommen. Die Idee dahinter: Das Immunsystem wird dadurch aktiviert und bekämpft die Tumor-Eiweisse, ohne die Eiweisse in den gesunden Körperzellen anzugreifen. 

Moderna glaubt an Marktreife im nächsten Jahr

Am weitesten scheint Moderna zu sein. Bereits 2025 will das US-Biotech-Unternehmen nach eigenen Angaben Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt bringen. Mit einer Studie an 1000 Probanden testet Moderna die Impfung noch in diesem Jahr. Anschliessend möchte die Firma auf Basis der Studienergebnisse die Zulassung beantragen. Der Impfstoff soll bei Hautkrebspatienten, bei denen die Melanome bereits entfernt worden sind, verhindern, dass der Krebs zurückkehrt.

Einen erfolgreichen Test mit einer Impfung gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs hat auch Biontech hinter sich. Für den Impfstoff spannt das deutsche Unternehmen mit der amerikanischen Roche-Tochter Genentech zusammen. Noch ist kein Datum für die Marktreife bekannt. Dafür sei es zu früh, sagte die Genentech-Forschungschefin Aviv Regev kürzlich der «Handelszeitung». «Bis jetzt wurde der Impfstoff in einer ersten klinischen Studie an einer kleinen Anzahl von Patienten und Patientinnen getestet, von denen die Hälfte eine Immunantwort zeigte», sagte sie weiter und sprach von einem «interessanten Ergebnis». Aktuell laufe eine zweite klinische Studie mit mehr Probanden.

Forschende des Krebszentrums der University of Florida Health arbeiten zudem an einer Krebsimpfung gegen aggressive Hirntumore, sogenannte Glioblastome. Mitte Mai gaben die Wissenschaftler bekannt, dass sie ihren Wirkstoff erstmals an vier erwachsenen Patienten getestet hätten. Alle seien nach der Verabreichung mehrere Monate länger krankheitsfrei geblieben oder hätten mit ihrem Krebs länger überlebt, als es zu erwarten gewesen wäre, heisst es in einer Mitteilung der US-Universität. Das Biotech-Unternehmen iOncologi, ein Spin-off der University of Florida, hält auf den entwickelten Impfstoff bereits ein Patent.

«Der Krebs wurde schon oft besiegt – in der Maus!» So lautet ein Spruch in der Krebsforschung. Die Pharma-Branche ist dem Elixier für die Menschen aber näher als auch schon. Ein Grundstein dürften die Krebsimpfungen sein. Und diese sind wohl schon bald Realität.

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