Vasella hofft auf Millionen-Geschäft
Ex-Novartis-Leute entwickeln Medikament gegen Haarausfall

Ein Schlieremer Start-up peilt einen Milliardenmarkt an. Das Ziel: 50-Jährige vor einer Glatze zu bewahren. Mit im Boot sitzt der frühere Novartis-Chef Daniel Vasella.
Publiziert: 10.06.2024 um 12:39 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2024 um 23:37 Uhr
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Volksleiden Haarausfall: Ab 50 Jahren hat jede zweite Person 50 Prozent weniger Haare als in jungen Jahren.
Foto: Getty Images
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Seraina Gross
Handelszeitung

Beim Volksleiden Haarausfall gilt die 50/50/50-Regel: 50 Prozent der Menschen ab 50 Jahren haben 50 Prozent weniger Haare als in jungen Jahren. Bei den Männern sind es sogar etwas mehr, nämlich 60 Prozent. Entsprechend gross ist das Marktpotenzial für ein Medikament, das auch bei über 50-Jährigen für volles, kräftiges Haar sorgt. Die Rede ist von 8,8 Milliarden Dollar. Das ist die Grössenordnung eines Topprodukts von Roche oder Novartis. Bis 2030 soll der Haarausfall-Markt gar auf 30 Milliarden Dollar anwachsen.

Erschliessen will ihn unter anderem das Start-up Topadur aus Schlieren ZH. Mit an Bord: Dutzende Jahre Erfahrung bei Big Pharma in Form von ehemaligen Novartis-Topmanagern. Gründer Reto Naef war 18 Jahre lang in der Novartis-Forschung tätig, er ist der wissenschaftliche Kopf des Vorhabens. CEO Pascal Brenneisen war unter anderem Länderchef Schweiz unter Langzeit-Novartis-Chef Daniel Vasella, der seinerseits zu den ersten Investoren gehört und in dieser Rolle auch im Verwaltungsrat sitzt.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Gründer Reto Naef besitzt 30 Prozent an Topadur, die anderen Anteilseigner liegen alle unter fünf Prozent.

1000-fach höhere Aktivität

Haarausfall entsteht durch mangelnde Durchblutung der Kopfhaut, und die ist wiederum eine Folge davon, dass im Alter die Produktion von Stickstoff in den Zellen sinkt. Topadur hat deshalb einen neuartigen, dualen Wirkungsmechanismus erfunden, mit dem es gelingen soll, Stickstoff in den Gewebezellen freizusetzen und die Durchblutungsstörung ursächlich anzugehen. Das haben zwar schon andere versucht. Ein inzwischen generischer Wirkstoff, der ebenfalls auf eine Verbesserung der Stickstofflevels abzielt, macht rund zwei Milliarden Dollar Umsatz, obwohl die Resultate nicht befriedigend sind.

Das, so die Hoffnung, soll bei Topadur anders sein. «Wir erreichen eine 1000-fach höhere Aktivität bei der Steigerung der Durchblutung gegenüber den bekannten Wirkstoffen», sagt Reto Naef. CEO Pascal Brenneisen spricht von einem «Wendepunkt bei der Behandlung von Haarausfall».

Eine Nitroglycerin-Viagra-Kombination

Der Mechanismus des Wirkstoffs beruhe «auf kleinen Molekülen, die im Gewebe in den Schlüsselzellen Stickstoff freisetzen und damit ursächlich die Durchblutungsstörung angehen», sagt der Topadur-Gründer. Zudem wird ein weiteres Molekül vom Wirkstoff abgespalten, das die gleiche Wirkung hat wie Sildanefil, besser bekannt unter dem Produktnamen Viagra.

Sildanefil hemmt das Enzym, das die Erweiterung der Blutgefässe erschwert, und sorgt deshalb für eine bessere Durchblutung. Reto Naef spricht von einem Mechanismus, der die Wirkung von Viagra und Nitroglycerin kombiniere. Der bekannte Explosivstoff wird in der Notfallmedizin eingesetzt, um bei Herzpatienten und -patientinnen die Gefässe zu erweitern.

Als Nächstes wird TOP-M119, so der Name des Wirkstoffs, nun an Patienten und Patientinnen getestet, und zwar in China. Das Geld dafür kommt von einem chinesischen Investor. Für die Erschliessung des amerikanischen und des europäischen Pharmamarkts ist das Start-up mit Big Pharma im Gespräch. Infrage kommen dürften vor allem Pharmaunternehmen, die bereits im Bereich der ästhetischen Medizin tätig sind, wie die amerikanische Allergan oder der erfolgreiche Schweizer Börsenneuling Galderma. Die Pharmaprofis bei Topadur wollen ihr Unternehmen kommendes Jahr an der Schweizer Börse SIX kotieren lassen.

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