Studie zu Egoismus
Warum Frauengehirn strärker auf Grosszügigkeit reagiert?

Frauen teilen lieber als Männer - das haben bereits diverse Verhaltensexperimente bewiesen. Jetzt zeigt eine neue Studie aus der Schweiz, dass die Gehirne von Frauen und Männern soziales und egoistisches Verhalten offenbar unterschiedlich verarbeiten.
Publiziert: 10.10.2017 um 17:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:05 Uhr
Vom Geschlecht soll abhängen, wie stark das Gehirn einen Menschen mit positiven Gefühlen «belohnt», wenn diese Person sich grosszügig gegenüber anderen Menschen verhält. Dabei sollen Frauen grosszügiger «belohnt» werden. Das haben Neuroökonomen der Universität Zürich herausgefunden. (Symbolbild)
Foto: Keystone/MARTIN RUETSCHI

Sind Frauen tatsächlich grosszügiger?

Wenn Frauen einen Geldbetrag verteilen können, verhalten sie sich großzügiger als Männer. Um herauszufinden, warum das so ist, haben Forscher der Universität Zürich die dabei aktiven Gehirnareale untersucht und konnten zeigen: Bei Frauen löst Grosszügigkeit ein stärkeres Belohnungssignal aus, während Männer bei egoistischem Verhalten mehr Belohnungsaktivität zeigen.

Belohnungsverarbeitung ist anders

Die am Institut für Volkswirtschaftslehre durchgeführten Experimente belegen, dass Männer- und Frauengehirne egoistisches und soziales Verhalten unterschiedlich verarbeiten, wie die Universität Zürich am Montag mitteilte. Zuständig für die Bewertungs- und Belohnungsverarbeitung ist das Stratium - ein Bereich in der Hirnmitte.

Das Stratium wurde bei Frauen bei prosozialen statt egoistischen Entscheidungen stärker aktiviert - bei Männern war es genau umgekehrt. Dies bedeutet, dass das Belohnungssystem von Frauen stärker auf grosszügige Entscheidungen reagiert als jenes von Männern.

In einem weiteren Experiment wurde das Belohnungssystem der Probanden durch die Einnahme von Medikamenten gestört. Unter diesen Bedingungen verhielten sich die Frauen egoistischer und die Männer sozialer.

Die Wissenschaftler nehmen an, dass das geschlechtsabhängige Verhalten von der Gesellschaft antrainiert wird.

Die im Fachblatt «Nature Human Behaviour» vorgestellten Ergebnisse haben für die Hirnforschung Konsequenzen: Bei künftigen Studien müsste auch auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen geprüft werden, wird Studienerstautor Alexander Soutschek in der Mitteilung zitiert.

Die Wissenschaftler warnen aber davon auszugehen, dass die Unterschiede angeboren oder evolutionär bedingt seien. So arbeiten die Belohnungs- und Lernsysteme im Gehirn eng zusammen. Zudem belegen empirische Studien, dass soziales Verhalten bei Mädchen eher mit Lob belohnt wird als bei Buben: „Sie lernen, eher eine Belohnung für prosoziales als für egoistisches Verhalten zu erwarten“, so Soutschek. Der Geschlechterunterschied, der sich in der Studie zeigte, lasse sich also eher durch die unterschiedlichen kulturellen Erwartungen an Männer und Frauen erklären.

Befunde zeigen weiter, dass die Belohnung von prosozialem und egoistischem Verhalten grosse kulturelle Unterschiede zeigen.

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