Neuer Klima-Rechner wird vorgestellt
Der Weg in Richtung Treibhausgasreduktion

Über drei Jahre hinweg hat ein grosses Forschungsteam - darunter Wissenschaftler der Ecole Polytechnique in Lausanne (EPFL) - an einem neuen Simulationsmodell zu Europas CO2-Ausstoss gearbeitet. Am Freitag wird der «EU Calculator» (EUCalc) vorgestellt.
Publiziert: 14.02.2020 um 09:16 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2020 um 15:34 Uhr
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Die Welt brennt: Die Klimaerwärmung ist in vielen Teilen der Erde deutlich spürbar. Der Klima-Rechner soll uns helfen, an unserem CO2-Ausstoss zu arbeiten.
Foto: AFP

Über drei Jahre hinweg hat ein grosses Forschungsteam - darunter Wissenschaftler der Ecole Polytechnique in Lausanne (EPFL) - an einem neuen Simulationsmodell zu Europas CO2-Ausstoss gearbeitet. Am Freitag wird der «EU Calculator» (EUCalc) vorgestellt.

Damit kann jede und jeder in Echtzeit die verschachtelten Wege in Richtung Treibhausgasreduktion beschreiten. Dabei zeigt sich auch wie stark der Erfolg vom Verhalten jedes Einzelnen abhängt.

14 Forschungsinstitutionen aus Europa haben sich im Rahmen des Projekts daran gemacht, eine detaillierte, auch für Laien anschauliche und wissenschaftlich präzise Simulation zu erstellen. Die EPFL ist Teil des fächerübergreifenden Forschungskonsortiums, das von der EU mit rund 5,3 Millionen Euro unterstützt wurde.

Seit kurzem kann mit dem CO2-Emissions-Rechner eines der zentralen Projektergebnisse online aufgerufen werden. Nachdem der Nutzer in der Simulation definiert hat, ob die Erwärmung unter 1,5- oder Zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau bleiben soll, kann man Europas verbleibendes CO2-Ausstoss-Budget ein Stück weit als Zielparameter einstellen.

Je nach Ambition, mit der die CO2-Reduktion angegangen werden soll, können dann verschiedene Szenarien detailliert durchgespielt werden. Von der Landwirtschaft, über den Verkehr, den Industriesektor bis zum Energieverbrauch von Gebäuden zeigen sich die Auswirkungen auf alle wichtigen Bereiche heruntergebrochen.

Interessenten sollen Rechner selbst einstellen

Ende des Monats sollen Interessenten dann selbst in jedem der zahllosen Unterbereiche mehr oder weniger ambitionierte Handlungsoptionen einstellen können. Somit kann in der Simulation in Echtzeit zum Beispiel nachgesehen werden, welche Auswirkungen ein weitgehendes Umstellen auf Holz als Baustoff im Gesamtsystem hätte.

Neben der Verbesserung der CO2-Bilanz im Bausektor ergeben sich dadurch natürlich weniger positive Effekte für Wald oder Biodiversität. So sollen Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung, Wissenschaftler oder Schüler die wahrscheinlichen Auswirkungen ihrer Zielsetzungen auch auf Länderniveau durchspielen können.

Fleischreduktion förderlicher als Elektroauto

Eines der zentralen Erkenntnisse des Gesamtprojekts ist für den Forscher, welch grossen Hebel zur CO2-Reduktion die Verhaltensänderung darstellt. Wichtige Stellschrauben sind nämlich die Ernährung - hier vor allem die Reduktion des Fleischkonsums - oder der Individualverkehr.

Ohne eine relativ starke Reduktion des Fleischkonsums kann beispielsweise der landwirtschaftliche Bereich nicht annähernd klimaneutral werden. Würde vom heutigen Stand aus 73 Prozent weniger Fleisch in Europa konsumiert, könnte das den CO2-Ausstoss - abhängig von den jeweiligen Annahmen - um gleich 15 Gigatonnen pro Jahr reduzieren.

Zum Vergleich: Eine komplette Umstellung auf elektrisch betriebene KFZ würde im Jahr 2050 rund 20 Gigatonnen einsparen. Klar sei auch, dass im Gebäude- oder Industriebereich bereits jetzt Massnahmen ergriffen werden müssten, damit sich um 2040 oder 2050 tatsächlich etwas zum Positiven verändert.

Vereinfachte Version für Lehrzwecke hergestellt

Neben der Simulation an sich, sind auch die zugrunde liegenden Überlegungen in wissenschaftlichen Publikationen und Analysen sowie der gesamte Quellcode öffentlich zugänglich.

Unter dem Titel «My2050» wird es auch eine für Lern- und Lehrzwecke vereinfachte Version des Simulationsmodells geben, die auf Jugendliche abzielt. Insgesamt hoffen die Wissenschaftler, damit zur Bewusstseinsbildung für nachhaltigere Lebensstile in Politik und Gesellschaft beizutragen. (SDA)

Wie der Klimawandel die Schweiz trifft

Die Schweiz schwitzt. Und das immer öfter. Seit 1864 ist es hierzulande durchschnittlich um rund 1,9 Grad wärmer geworden. Die Zunahme ist doppelt so gross wie im weltweiten Durchschnitt. Global betrug die Erwärmung in den letzten 150 Jahren rund 0,9 Grad.

Der Klimawandel trifft die Schweiz also überdurchschnittlich stark. Das liegt einerseits daran, dass wir nicht am Meer wohnen. Denn die Weltmeere dämpfen die Aufheizung. Als Binnenland können wir davon also nicht profitieren. Gleichzeitig liegt die Schweiz in den mittleren Breitengraden. Und die Gebiete Richtung Nordpol erwärmen sich grundsätzlich stärker als jene am Äquator.

Die Folgen sind eindeutig. Beispiel Luzern: Von 1960 bis 1985 wurden dort jeweils durchschnittlich 3,4 Hitzetage mit 30 Grad oder mehr registriert. Von 1985 bis 2018 waren es schon 8 Tage.

Gleichzeitig werden die Winter immer milder. Im Flachland bleibt die Schneeschaufel deshalb mittlerweile oft unbenutzt. Die Entwicklung zeigt sich aber auch im Wintersportort Davos GR: Dort waren 1890 noch 231 Frosttage mit unter 0 Grad gemessen worden. 2018 waren es noch 161.

Und es wird so weitergehen. Der Klimawandel dürfte für die Schweiz trockene Sommer, heftige Niederschläge, mehr Hitzetage sowie Winter mit wenig Schnee bedeuten. Auch die Temperaturen werden weiter ansteigen, schreiben MeteoSchweiz und die ETH Zürich in einem Bericht von 2018. Demnach wird es in den nächsten Jahren um 0,7 bis 3,3 Grad wärmer als im Vergleich zur Periode 1981 bis 2010. Bis Mitte des Jahrhunderts steigen die Temperaturen allenfalls sogar um bis zu 6 Grad.

In der Schweiz werden immer mehr Hitzetage gemessen. Das zeigt sich am Beispiel Luzern.

Die Schweiz schwitzt. Und das immer öfter. Seit 1864 ist es hierzulande durchschnittlich um rund 1,9 Grad wärmer geworden. Die Zunahme ist doppelt so gross wie im weltweiten Durchschnitt. Global betrug die Erwärmung in den letzten 150 Jahren rund 0,9 Grad.

Der Klimawandel trifft die Schweiz also überdurchschnittlich stark. Das liegt einerseits daran, dass wir nicht am Meer wohnen. Denn die Weltmeere dämpfen die Aufheizung. Als Binnenland können wir davon also nicht profitieren. Gleichzeitig liegt die Schweiz in den mittleren Breitengraden. Und die Gebiete Richtung Nordpol erwärmen sich grundsätzlich stärker als jene am Äquator.

Die Folgen sind eindeutig. Beispiel Luzern: Von 1960 bis 1985 wurden dort jeweils durchschnittlich 3,4 Hitzetage mit 30 Grad oder mehr registriert. Von 1985 bis 2018 waren es schon 8 Tage.

Gleichzeitig werden die Winter immer milder. Im Flachland bleibt die Schneeschaufel deshalb mittlerweile oft unbenutzt. Die Entwicklung zeigt sich aber auch im Wintersportort Davos GR: Dort waren 1890 noch 231 Frosttage mit unter 0 Grad gemessen worden. 2018 waren es noch 161.

Und es wird so weitergehen. Der Klimawandel dürfte für die Schweiz trockene Sommer, heftige Niederschläge, mehr Hitzetage sowie Winter mit wenig Schnee bedeuten. Auch die Temperaturen werden weiter ansteigen, schreiben MeteoSchweiz und die ETH Zürich in einem Bericht von 2018. Demnach wird es in den nächsten Jahren um 0,7 bis 3,3 Grad wärmer als im Vergleich zur Periode 1981 bis 2010. Bis Mitte des Jahrhunderts steigen die Temperaturen allenfalls sogar um bis zu 6 Grad.

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