1. Vom gesammelten Plastik wird nur ein kleinerer Teil verwertet, und zwar im Ausland.
Falsch. «PET-Getränkeflaschen werden zu 100 Prozent in der Schweiz rezykliert», schreibt Swissrecycling auf Anfrage von BLICK. Auch die Sammlung der PE-Flaschen (oft Milch-Flaschen) machen Sinn und funktionieren sehr gut.
2. Die Schweiz braucht wie Deutschland eine «Gelbe Tonne», um gemischten Plastik aus den Haushalten zu sammeln.
Nein. Der Nutzen des Plastik-Sammelns ist heute (noch) zu gering, ist das Fazit einer Studie. Dies, weil die Kunststoffe sich grundlegend in ihren chemischen, physikalischen und technischen Eigenschaften unterscheiden. So sind Formbarkeit, Härte, Elastizität, Bruchfestigkeit, Schmelzpunkt, Lichtdurchlässigkeit, etc. bei jedem Kunststoff unterschiedlich. Ähnlich wie Metalle können auch Kunststoffe nur sortenrein sinnvoll stofflich verwertet werden. Aber für grosse Mengen, wie sie in Unternehmen anfallen, lohnt es sich sehr wohl, da Ressourcen geschont und CO2 eingespart werden kann. Wer trotzdem Plastik sammeln möchte, kann dies mit den gemischten Kunststoff-Sammelsäcken tun. In Deutschland wird ein Grossteil der gemischten Kunststoffe verbrannt und nicht recycelt.
3. Die Abfallverbrennungsanlagen benötigen Papier und Glas, damit der Abfall besser verbrannt werden kann.
Dieser Mythos stimmt nicht. In den Kehrrichtverbrennungsanlagen werden weder zusätzliche PET-Flaschen noch Zeitungspapier und schon gar kein Heizöl gebraucht, um die Abfälle optimal verbrennen zu können. Die Zusammensetzung des üblichen Haushaltsabfalls reicht dafür bestens. Auch Glas verbessert das Verbrennen nicht. Die Scherben gelangen unverändert in die Schlacke, welche deponiert wird. So beansprucht Glas unnötig viel Deponieraum, was teuer ist. Viel besser ist es, wenn aus Glas wieder neue Flaschen entstehen.
4. Am Ende wird eh der gesamte Abfall in der Kehrrichtverwertungsanlage zusammengeworfen und verbrannt.
Ja und Nein. Ja, alles, was im Abfallsack landet, wird nicht weiter aussortiert und gelangt in die Kehrrichtverbrennungsanlage. Alles, was separat gesammelt wird, wird dem Recycling zugeführt.
5. Unser Elektro-Schrott landet in Afrika.
«Hersteller und Importeure, sowie auch der Handel in der Schweiz unterliegen einer Rücknahmepflicht. Die Recyclingsysteme sorgen nach der Rücknahme für eine fachgerechte Entsorgung. Diese findet grossmehrheitlich in der Schweiz statt. Eine Ausnahme sind die Photovoltaik-Panels, die kontrolliert in Deutschland und Belgien rezykliert werden, da die Technologie in der Schweiz nicht vorhanden ist», erklärt Patrik Geisselhardt von Swissrecycling. Dank des guten Sammelnetzes der Schweiz werden jährlich rund 16 Kilogramm Elektroschrott pro Person entsorgt, weit über dem EU-Durchschnitt. «Der Mythos, dass Geräte über Zwischenhändler nach Afrika geschleust werden, hält sich hartnäckig, weil die Situation in der EU nicht gleich gut aussieht wie in der Schweiz. Dort landen nach wie vor Geräte bei Zwischenhändlern und werden exportiert», so Geisselhardt.
6. Deckel im Altglas sind egal.
Stimmt so nicht. Ins Altglas gehören Getränkeflaschen, Öl- und Essigflaschen, Konfitüren-, Gurken- und Joghurtgläser. Papieretiketten dürfen dranbleiben. Deckel und Verschlüsse müssen aber entfernt werden. Lebensmittelgläser sollten aus Hygienegründen ausgespült werden (am besten Restwasser nutzen).
7. Die Farbe beim Altglas spielt keine Rolle.
Die farbliche Trennung bei den Glassammelcontainern ist notwendig! Weil vor allem bei braunen und weissen Glasverpackungen bei der Neu-Produktion keinerlei Fremdfarben toleriert werden. Etwas weniger heikel ist grünes Glas, darum können unklare Farbtöne sowie rote und blaue Farbtöne zum Grünglas gegeben werden. Noch besser als Glas in den Container zu schmeissen, ist, das Glas selber wieder zu brauchen.
8. Glasflaschen sind immer besser als Dosen.
Mehrweg-Glasflaschen sind aus Umweltsicht ähnlich gut wie PET-Flaschen, solange die Transportdistanzen nicht länger sind als durchschnittliche Transportdistanzen in der Schweiz, steht in der Studie von Carbotech. Die höchste Umweltbelastung hat die Einweg-Glasflasche. Dies hat hauptsächlich mit dem ihrem Gewicht zu tun und damit, dass die Flaschen nach einmaligem Gebrauch zwar recycelt, jedoch erneut bei 1600 Grad eingeschmolzen werden müssen, was viel Energie benötigt. Aludosen weisen eine gute Transportierbarkeit auf und werden zu 90 Prozent recycelt. Der Herstellungsaufwand für Aluminium ist jedoch relativ hoch. Dass das ökologische Profil der Aludose im Vergleich zu anderen Getränkeverpackungen überhaupt «wettbewerbstauglich» ist, gründet in ihrem leichten Gewicht und ihrer hohen Recyclingquote. Sie ist die Option mit tieferer Umweltbelastung als die Einweg-Glasflaschen.
9. Briefumschläge mit Plastikfenster sind falsch im Altpapier.
Fenstercouverts können in geringen Mengen problemlos ins Altpapier gegeben werden. Das eigentliche Problem sind gar nicht die Fenster aus Kunststoff, denn diese können im Pulper und in der Zentrifugierung relativ einfach aussortiert werden. Schwieriger ist der Leim, der das Fenster mit dem Couvert verklebt.
10. Papiertüten sind grundsätzlich besser als Plastiktüten.
Papier ist nicht grundsätzlich besser als Plastik. Es gilt, die konkreten Anwendungen zu vergleichen. Plastik ist sehr leicht, braucht somit weniger Material. Papier ist biobasiert, somit nachwachsend. Wichtig ist die mehrfache Verwendung bei den Tüten.