Plastik statt Baumwolle
Raschelsäckli sind besser als ihr Ruf

Eine Baumwolltasche muss 20'000-mal benutzt werden, bis sie umweltfreundlicher ist als ein Raschelsäckli, besagt eine Studie des dänischen Umweltministeriums.
Publiziert: 11.05.2018 um 09:06 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 22:06 Uhr
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Raschelsäckli aus Plastik sind weniger umweltbelastend, als man denkt.
Foto: GAETAN BALLY
Christian Maurer

Seit rund zwei Jahren gibts die Raschelsäckli bei den Grossverteilern nicht mehr gratis. Und der Verbrauch ging massiv zurück. Um rund 85 Prozent, wie Migros und Coop feststellen. Offen ist allerdings, obs am Preis von fünf Rappen pro Säckli liegt oder ob ein ökologisches Umdenken stattgefunden hat und die Konsumenten zu Gunsten der Umwelt auf Plastik verzichten.

Falls dem so wäre, müsste man erneut umdenken: denn die Raschelsäckli sind ökologisch gar nicht so schlimm wie ihr Ruf. Laut einer Studie des dänischen Umweltministeriums von diesem Frühling müsste ein normaler Stoffsack aus normaler Baumwolle 7100-mal benutzt werden, bis er die Umwelt weniger belastet als ein Raschelsäckli aus Plastik, das nach dem Einkauf ein zweites Mal als Abfallsäckli benutzt wird. Wer als besonders umweltbewusst auf eine Stofftasche aus Öko-Baumwolle setzt, muss sie sogar 20’000-mal zum Einkaufen mitnehmen. Der Grund: Der Anbau von Bio-Baumwolle ist sehr Land- und Wasserintensiv, was ihre Ökobilanz trübt.

Migros-Studie bestätigt die Dänen 

Bei der Migros ist man nicht erstaunt. «Die von unseren Umweltexperten erstellten Ökobilanzen stützen diese Ergebnisse», sagt Migros-Sprecherin Alexandra Kunz. Papier- und Stofftaschen seien nur dann sinnvoll, wenn sie mehrfach gebraucht werden. «Recycling-Plastik weist von allen möglichen Varianten für Einweg-Säckchen die beste Umweltbilanz auf», hält Kunz fest.

Coop-Sprecherin Alena Kress verweist auf eine Studie der Schweizer Materialprüfungsanstalt Empa, nach der Baumwolltaschen schon nach 20-mal ökologisch besser abschneiden als die Plastiksäckli. Diese Untersuchung hat allerdings den Wasserverbrauch und die Auswirkungen auf die Ozonschicht bei der Baumwollherstellung nicht berücksichtigt.

Fazit: Je öfters eine Tasche benützt wird, desto besser für die Umwelt – egal, ob Raschelsäckli oder Baumwolltasche. Beide Grossverteiler bieten deshalb für Früchte und Gemüse weiterhin Gratissäckli aus Kunststoff an. «Die Abschaffung der Plastiksäckchen ist aktuell noch kein Thema», sagt Migros-Sprecherin Kunz. Auch Coop hat sie weiterhin im Angebot, «aus hygienischen Gründen», wie Sprecherin Kress sagt.

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