Laut Bundesamt für Umwelt produzieren wir pro Kopf und Jahr umgerechnet rund 14 Tonnen CO2. Ein erheblicher Teil davon fällt beim Wohnen an – sei es durch das Heizen, die Nutzung von Geräten oder bei der Produktion von Möbeln, die wir zu Hause nutzen.
Wer seine persönliche CO2-Bilanz verbessern und damit etwas für den Klimaschutz tun möchte, kann im Wohnumfeld den Hebel ansetzen – auch ohne bauliche Eingriffe.
Die folgenden Punkte zeigen, wo und wie sich – meist ohne grossen Aufwand – in den eigenen vier Wänden der CO2-Ausstoss reduzieren lässt.
Heizen: Jedes Grad weniger spart Energie
Mehr als zwei Drittel des Energieverbrauchs zu Hause gehen aufs Konto der Heizung. In der Mehrheit der Haushalte kommen Geräte mit fossilen Brennstoffen zum Einsatz. Deshalb haben Massnahmen in diesem Bereich einen relevanten Einfluss auf die eigene CO2-Bilanz. Tiefere Raumtemperaturen bringen dabei den grössten Spareffekt (jedes Grad weniger spart sechs Prozent Energie).
Für Wohnräume etwa könnten 20 Grad (Thermostatventil Stufe 3) genügen, für Schlafzimmer 17 Grad (Stufe 2). Möbel oder Vorhänge vor den Radiatoren erschweren die Wärmezirkulation und erhöhen den Verbrauch, ebenso gekippte Fenster.
Deshalb: Radiatoren frei halten, auf gekippte Fenster verzichten, ein- bis zweimal pro Tag zwei bis fünf Minuten querlüften (alle Fenster und Türen gleichzeitig öffnen) und in der Nacht Läden oder Rollläden schliessen.
Die regelmässige Wartung des Heizungsbrenners steigert die Effizienz der Anlage. Und wer mit Gas heizt, kann von Erd- auf CO2-neutrales Biogas umstellen. Eine solche Umstellung kann man auch als Mieterin in einem mit Gas beheizten Haus dem Vermieter vorschlagen.
Waschen und Trocknen: Möglichst tiefe Temperatur
Je nach Alter und Effizienzklasse der Geräte können Waschmaschine und Tumbler gut 25 Prozent des Stromverbrauchs eines Privathaushalts ausmachen.
Der grösste Teil der Energie wird bei der Waschmaschine für das Aufheizen des Wassers aufgewendet.
Deshalb gilt: mit möglichst tiefer Temperatur waschen. Leicht verschmutzte Wäsche wird auch bei 20 Grad sauber (70 Prozent weniger Stromverbrauch als bei 60 Grad).
Zudem: möglichst hochtourig schleudern – die Waschmaschine braucht so für die gleiche Trockenleistung viel weniger Energie als der Tumbler.
Und: Waschmaschine und Tumbler nur voll beladen laufen lassen, keine Vorwäsche, Eco-Programme wählen sowie die Wäsche draussen an der Sonne oder in der Waschküche trocknen statt im Tumbler.
Und nicht zuletzt: Bei getragenen, aber nicht verschmutzten Kleidungsstücken reicht oft auch bereits deren Auslüften.
Kühlen: Was tun bei Hitze?
Heisse Wohnräume im Sommer verleiten zum Kauf einer mobilen Klimaanlage. Diese verbraucht aber viel Strom und trägt so zum CO2-Ausstoss bei.
Wer an heissen Tagen Fenster, Läden und Storen tagsüber geschlossen lässt, sorgt dafür, dass sich die Wohnung nicht unnötig erwärmt.
Wenn die Aussentemperatur in der Nacht unter diejenige im Hausinnern sinkt, kann man möglichst viele Fenster öffnen.
Falls es doch einmal zu heiss wird, steigert ein Ventilator den Komfort. Dieser braucht 20- bis 50-mal weniger Strom als eine Klimaanlage.
Fenster und Türen: neue Dichtungen
Wenn Fenster und Türen undicht sind, entsteht nicht nur ein unangenehmer Luftzug in den Wohnräumen, es verpufft im Winter auch viel Heizenergie. Also sollten die alten Dichtungen durch neue ersetzt werden.
Dichtungen kann im Normalfall auch ein Laie montieren, und sie sind in den meisten Hobbymärkten zu finden.
Warmwasser: Kurze Duschen und die richtige Boilertemperatur
Im Durchschnitt verbraucht jede Person pro Tag 50 Liter Warmwasser. Dessen Erwärmung benötigt viel Energie.
Ein wichtiger Beitrag zur Einsparung von CO2 ist die richtige Boilertemperatur. Für einen effizienten Betrieb der Warmwasseraufbereitung genügen 50 bis 55 Grad.
Ein Grossteil des Warmwassers wird für die Körperpflege benötigt. Wer kurz duscht, statt zu baden, halbiert mindestens den Verbrauch.
Wenn man zudem eine Sparbrause nutzt, reduziert sich der Wasserverbrauch nochmals um die Hälfte.
Auch beim Wasserhahn in der Küche lohnt sich der Einsatz eines Sparaufsatzes.
Graue Energie: Regionales einkaufen – und teilen
Der Energieaufwand für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung von Konsumgütern, die sogenannte graue Energie, hat einen Einfluss auf das Klima. Je weniger und je regionaler wir einkaufen, desto besser.
Ausserdem werden viele Produkte wie Bohrmaschine, Rasenvertikutierer oder Hochdruckreiniger nur sehr selten gebraucht. Da lohnt es sich, diese mit der Nachbarschaft zu teilen oder im Bedarfsfall zu mieten, statt sie zu kaufen (Sharely.ch, Pumpipumpe.ch).
Auch mit der Anschaffung von gebrauchten Produkten vermeidet man, dass erneut graue Energie aufgewendet wird.
Auf Internetplattformen wie Ricardo, E-Bay, Tutti, Anibis oder im Brockenhaus findet man fast alles für die eigenen vier Wände in gebrauchtem Zustand.
Grün gärtnern: Exzellente CO2-Speicher und eigener Dünger
Auch im Garten kann man etwas gegen die Klimaerwärmung tun. Lassen Sie alte Bäume stehen oder pflanzen Sie neue – sie sind exzellente CO2-Speicher. Dasselbe gilt für Torfböden. Wenn Moore für den Torfabbau trockengelegt werden, geht einerseits die Speicherfähigkeit verloren, anderseits wird CO2 freigesetzt. Deshalb sollten Sie auf den Kauf von torfhaltiger Erde verzichten.
Genauso wie auf Dünger aus dem Handel – auch das spart graue Energie, die bei der Herstellung benötigt wird. Sofern überhaupt gedüngt werden muss, kann man dazu selber produzierte Komposterde aus Küchen- und Gartenabfällen verwenden.
Und nicht zuletzt: den Rasen mit einem Elektro- oder Handmäher schneiden.
Stromverbrauch: Oköstrom, kein Stand-by und LED-Lampen
Der Schweizer Standard-Strommix ist ziemlich sauber. Trotzdem enthält auch er einen Anteil fossil erzeugten Stroms aus dem Ausland. Wie der Mix des eigenen Stromlieferanten aussieht, lässt sich im Internet meist einfach herausfinden.
Wenn der Mix zum Teil aus fossilen Quellen stammt, kann man dies am einfachsten vermeiden, indem man zertifizierten Ökostrom bezieht, der nur Energie aus nachhaltigen Quellen enthält. Rund 30 Prozent des Stroms werden hierzulande in den Haushalten verbraucht. Dieser Anteil lässt sich relativ einfach reduzieren, beispielsweise indem man Geräte nicht im Stand-by-Modus laufen lässt: Wer etwa Ladestationen, Computer oder den Fernseher bei Nichtgebrauch vom Netz trennt, erzielt einen messbaren Effekt.
Sinnvoll ist auch, Lichter zu löschen, LED-Lampen einzusetzen (rund 80 Prozent Ersparnis gegenüber herkömmlichen Modellen) oder in einem Mehrfamilienhaus nicht mit dem Aufzug zu fahren.
Zum Vergleich: Eine Liftfahrt über drei Stockwerke braucht etwa gleich viel Strom wie eine LED-Lampe mit 8 Watt Leistung (entspricht einer früheren 40-Watt-Birne) bei einer halben Stunde Brenndauer.
Kochen: Sparen beim Erhitzen und Aufwärmen
Auch in der Küche geht es bezüglich Klimaschutz in erster Linie darum, Strom zu sparen und damit unnötige CO2-Emissionen zu vermeiden.
Wer Wasser in einem Wasserkocher statt in der Pfanne erhitzt, spart bis zur Hälfte der Energie.
Wenn man etwas in der Pfanne erhitzen muss, dann besser mit Deckel (30 Prozent Einsparung).
Auch ein Dampfkochtopf hilft, Energie zu sparen (bis zu 70 Prozent).
Bei modernen Backöfen ist Vorheizen meist unnötig (ausser bei Blätterteig- und Hefegebäck).
Zudem: Bei Backzeiten von über 40 Minuten kann man den Ofen zehn Minuten vor Ende der Backzeit ausschalten.
Und für das Aufwärmen eines Gerichts benötigt die Mikrowelle viel weniger Strom als Backofen oder Herd.
Geräte: Reparatur oder Neugerät mit der besten Effizienzklasse?
«Brauche ichs wirklich?» Jedes Gerät, das nicht gekauft wird, verursacht weder bei der Herstellung noch im Betrieb CO2. Bei einem Neukauf sollte man die Geräteeffizienz anhand der Energieetikette prüfen und möglichst Produkte der besten Kategorie wählen (Topten.ch).
Gerade bei grossen, defekten Haushaltsgeräten stellt sich oft die Frage: Was ist aus ökologischer und finanzieller Sicht sinnvoller – reparieren lassen oder ein Neugerät der besten Effizienzklasse anschaffen?
Hierzu hat das Bundesamt für Energie folgende Faustregel aufgestellt:
Bei bis zu vier Jahre alten defekten Geräten lohnt sich die Reparatur nur, wenn die Kosten dafür bei maximal 35 bis 60 Prozent (abhängig von der Geräteart) des Neupreises liegen.
Für fünf bis sieben Jahre alte Geräte liegt die Grenze bei 20 bis 40 Prozent, für acht- bis zehnjährige Geräte bei 5 bis 20 Prozent des Neupreises.
Wenn ein defektes Gerät über zehn Jahre alt ist, ist ein Ersatz auf jeden Fall sinnvoll.
Tools und Apps: Eigenverbrauch und Vergleiche
Ob für das Smartphone oder für den Desktop: Viele Apps und Online-Anwendungen helfen dabei, CO2 einzusparen. Zum Beispiel indem Sie:
den eigenen derzeitigen Verbrauch rücksichtslos aufzeigen (footprint.ch),
Tipps zum Energiesparen geben (App «Energy Check», für iPhone und Android) oder
allgemeine Tipps zum Klimaschutz bereithalten (App «Myblueplanet», nur für Android; App «WWF Ratgeber», für iPhone und Android).
Recycling: Reparaturen und Möbel aus rezyklierten Materialien
Die Wiederverwendung gebrauchter Materialien oder Geräte benötigt weniger Ressourcen und Energie als die Herstellung neuer Produkte und trägt damit zur Reduktion von klimaschädlichen Gasen bei. Oft lassen sich defekte Geräte oder Möbel mit fachmännischer Hilfe reparieren. Anleitungen dazu finden sich im Internet, ebenso Ersatzteile. Oder man besucht ein «Reparaturcafé» (repair-cafe.ch) und lässt sein Gerät dort reparieren.
Beim Recycling von defekten Geräten und Materialien kommen laufend neue Angebote hinzu. So kann man Behälter aus hartem Kunststoff (zum Beispiel Flaschen von Putzmitteln oder Shampoos) bei vielen Grossverteilern zurückgeben.
Umgekehrt kann man beim Neukauf Produkte vorziehen, die zumindest teilweise aus rezyklierten Materialien bestehen oder sich sehr gut wiederverwenden lassen.
Bei Ikea etwa bestehen die Fronten der Einbauküchen-Linie Kungsbacka aus alten PET-Flaschen, Pfister bietet Vorhänge, Bettwäsche und Frottiertücher an, die aus Naturmaterialien bestehen. Wenn man sie nicht mehr braucht, kann man sie einfach zurückgeben, und Pfister kompostiert das Material.
Neben den grossen Möbelhäusern sind auch Nischenanbieter wie Faircustomer.ch tätig. Dessen Angebot umfasst auch Möbel, die aus alten Schubladen hergestellt werden.
Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.beobachter.ch
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