Deutschschweizer Wort des Jahres 2024
Blick mag den «Bschiss» schon lange

Der «Unterschriften-Bschiss» erschüttert im September die Schweizer Demokratie und ist nun zum Deutschschweizer Wort des Jahres gekürt worden. Blick verwendet den Begriff «Bschiss» häufig – und das schon lange.
Publiziert: 04.12.2024 um 08:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2024 um 12:23 Uhr
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Marlies Whitehouse (55) ist Professorin für Angewandte Linguistik an der ZHAW und Juryleiterin für das Wort des Jahres 2024.
Foto: ZHAW

Auf einen Blick

  • «Unterschriften-Bschiss» ist Deutschschweizer Wort des Jahres 2024
  • Blick verwendet «Bschiss» häufig in Schlagzeilen
  • 2018 erschien «Bschiss» 107 Mal in Blick-Schlagzeilen, fast jeden dritten Tag
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ravena FrommeltRedaktorin Gesellschaft

«Bschisse» ist ein typisch schweizerisches Wort und bedeutet so viel wie «mogeln». «Bschisse» wird zum Beispiel beim Spielen, wenn man sich nicht an die Spielregeln hält, denn es klingt harmloser als etwa «betrügen» – ist aber tatsächlich dasselbe. Heute wurde der Begriff «Unterschriften-Bschiss» zum Deutschschweizer Wort des Jahres 2024 gekürt – doch der Blick mag «Bschiss» nicht erst seit diesem Jahr. Vom «AHV-Bschiss» über den «Bschiss-Polizist» bis zum «Bschiss mit Luxusalphütten» hat Blick kaum einen Betrugsfall ausgelassen, der nicht den markanten Helvetismus als Titel bekam. In den letzten sieben Jahren kam das Wort insgesamt 176 Mal in einer Blick-Schlagzeile vor. Und was war eigentlich 2018 für ein «Bschissi»-Jahr? Ganze 107 Mal, also fast jeden dritten Tag, schaffte es «Bschiss» in einen Blick-Titel. Grund dafür war vor allem die Berichterstattung rund um den Postauto-Skandal, den Blick aufdeckte.

Zum Deutschschweizer Wort des Jahres 2024 wählte die zwölfköpfige Jury der ZHAW den Begriff «Unterschriften-Bschiss» einerseits, da der Polit-Skandal, den zwei Journalisten von Tamedia Anfang September aufgedeckt hatten, die öffentliche Debatte in diesem Jahr stark dominiert hat. Genauer gesagt in zwei Monaten. Kommerzielle Unterschriftensammler sollen Tausende Unterschriften für rund ein Dutzend eidgenössische Volksinitiativen gefälscht haben. Zudem wurden auf den Sammelbögen wohl auch die Identitäten von Personen manipuliert.

Andererseits achtet die Jury aus Sprachexpertinnen und -experten bei der Wahl darauf, dass es sprachlich interessant und möglichst typisch schweizerisch ist: «’Bschiss’ oder ‘bschisse’, das kennt man ja von anderen, vielleicht beim Jassen, aber selber macht man das nie», sagt Juryleiterin Marlies Whitehouse (55) gegenüber SRF im Podcast «HeuteMorgen». Auch den Anspruch, möglichst schweizerisch zu sein, erfüllt das Nomen «Bschiss». «Zusammen mit diesem urdemokratischen Gefühl, das da verletzt worden ist, hat uns das Wort gut gefallen», so Whitehouse. Auf den weiteren Podestplätzen folgen «divers» und «Murgang».


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