Bund verlangt 78 Millionen Subventionen zurück
Jetzt rollen die Köpfe bei Postauto

Postauto AG muss Bund 78 Millionen Subventionen zurückzahlen. Dies, weil sie im Regionalverkehr Gewinne gemacht und diese «gesetzwidrig» in andere Geschäftsfelder umgebucht hat. Das hat auch personelle Konsequenzen: Zwei Spitzen-Kader müssen per sofort gehen.
Publiziert: 06.02.2018 um 08:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:10 Uhr
Pascal Tischhauser

Es ist ein veritabler Buchhaltungsskandal beim gelben Riesen: Die Postauto AG hat hohe Gewinne, die sie «gesetzeswidrig» im regionalen Personenverkehr gemacht hat, in einer anderen Sparte verbucht. Dadurch mussten Bund und Kantone Regionalverkehrsstrecken zu hoch subventionieren. Damit haben die Postautos auf dem Buckel der Steuerzahler Gewinne eingefahren.

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Postauto muss 80 Millionen zurückzahlen.
Foto: Keystone

«Zutiefst enttäuscht»

«Ich bin zutiefst enttäuscht, wozu falsches Gewinndenken bei der Postauto AG geführt hat», so Peter Füglistaler (58), Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV). «Das unternehmerische Ziel muss auf den Abbau von Subventionen gerichtet sein. Gerade ein Staatsbetrieb hat hier eine Vorbildfunktion.»

Auf «Postauto.ch» ist die Rubrik mit der Geschäftsleitung gerade offline: Im Geschäftsbericht sind aber die Namen der mittlerweile geschassten Kaderleute auffindbar.

Nun muss die Post-Tocher 78,3 Millionen Franken an ungerechtfertigt erhaltenen Subventionen zurückzahlen. Das BAV, welche den Skandal bei einer Prüfung aufgedeckt hat, wird die Unterlagen zudem der Staatsanwaltschaft übergeben. Man könne nicht ausschliessen, dass absichtlich betrogen worden sei.

Zwei Postauto-Kader per sofort weg

Post-Chefin Susanne Ruoff (60) hat umgehend reagiert: Daniel Landolf, Leiter Postauto AG, wird per sofort zurücktreten. Im vergangenen November hatte die Post die Frühpensionierung Landolfs auf Ende April angekündigt. Nun geht es schneller. Ebenfalls per sofort wurde der Finanzchef von Postauto, Roland Kunz, von seiner operativen Verantwortung entbunden.

Ruoff hat angekündigt, die geforderten Rückzahlung «insgesamt und ohne Abstriche» zu leisten. Zudem hat sie eine unabhängige Untersuchung zur lückenlosen Klärung des Sachverhalts in Auftrag gegeben. Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen.

Foto: Ich bin auch ein Shuttle-Bus: Die Postauto AG selbst fuhr die Journalisten heute von der Pressekonferenz beim Bund zur Veranstaltung bei der Post.

Postauto war nicht kooperativ

Gemäss dem BAV hatte sich die Postauto AG zunächst wenig kooperativ gezeigt und über Monate die «Einsicht in Unterlagen der Gruppengesellschaften» verweigert. Auch wurden sämtliche Fragen bezüglich Verrechnungen und Beschaffungen innerhalb der Postauto-Gruppe nicht beantwortet, heisst es in den Unterlagen. Erst nach einem Spitzentreffen zwischen BAV-Chef Füglistaler und Ruoff im letzten Herbst hat der gelbe Riese die Kooperation endlich zugesichert.

Kantone sind hellhörig

Der Post-Tochter droht nun noch mehr Ärger: Denn die Kantone sind durch den Millionen-Bschiss hellhörig geworden: Postauto betreibt nämlich in mehr als der Hälfte der Kantone auch Ortsverkehrslinien, die von Kantonen und Gemeinden subventioniert werden. Die Konferenz der kantonalen Direktoren des öffentlichen Verkehrs (KöV) fragt sich nun, ob auch dort geschummelt wurde. Sie erwarten, dass das Transportunternehmen von sich aus aktiv wird und für Aufklärung sorgt, schreiben sie in einer Mitteilung.

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