Kühe liefern uns Fleisch und Milch, zugleich gelten sie als Klimakiller: Wenn sie Furzen, Rülpsen, Verdauen und Koten geht Methangas in die Luft, und in der Gülle steckt Ammonium, woraus schädliches Ammoniak entweichen kann. Insgesamt stammen 14 Prozent aller Treibhausgase aus der Landwirtschaft, davon sind nicht mal 10 Prozent der Emissionen dem Energieverbrauch geschuldet. Mit 46 Prozent entsteht der grösste Teil bei der Verdauung der Nutztiere und im Stall.
Um klimaneutraler zu wirtschaften, entdecken Bauern jetzt ein natürliches Wundermittel: die Pflanzenkohle. «Vor zehn Jahren interessierte sich kaum jemand dafür, jetzt beliefern wir bald 1000 Landwirte damit», so Fredy Abächerli (58). Der Agroingenieur ist Leiter der Verora, einer Gesellschaft von Zuger Bauern, die Grüngut, Baum- und Strauchschnitt zu klimaschonenden Produkten wie Pflanzenkohle verarbeiten. Dazu gehört auch der Neuheimer Landwirt Franz Keiser (64). Er liess sich von einer alten Technik aus Südamerika inspirieren: Ureinwohner im Amazonasgebiet arbeiteten Pflanzenkohle in ihre Böden, um die fruchtbare Humusschicht zu stärken.
Pflanzenkohle ins Futter
Hierzulande wird die Pflanzenkohle ins Futter der Kühe verabreicht. Sie hilft bei der Verdauung, verbessert die Futterverwertung und bindet Giftstoffe. Schon der Grossvater von Keiser vermörserte Kohle aus dem Kachelofen und gab sie den Kühen, wenn sie Durchfall hatten. «Das Wissen um den Nutzen von Pflanzenkohle ist alt, die Wirksamkeit auf den Klimaschutz wird erst jetzt erforscht», so Abächerli, der an Studien der Agroscope vom Bundesamt für Landwirtschaft beteiligt ist.
Indem Kühe Pflanzenkohle fressen, reduzieren sie schädliches CO2 in der Luft. Denn sie spedieren Kohlenstoff unverdaut in die Erde, ohne dass er in die Luft gelangt, und düngen dabei auch die Wiesen. Damit schliessen sie einen wichtigen Kreislauf für die Fruchtbarkeit des Bodens, weil Pflanzenkohle Feuchtigkeit, Sauerstoff und Nährstoffe bindet und nützliche Bodenmikroben fördert. Laut den Landwirten stinkt es auch weniger im Stall, weil weniger Ammoniak und Methan produziert wird.
Weniger Blähungen, mehr Vorteile
Dazu kommt: Weil das Holz der Anlage der Keisers statt verbrannt umweltschonend verkohlt wird, gelangen so 50 Prozent des Kohlenstoffs in die Böden zurück. Das bringt mehrfache Vorteile: Holzabfälle werden sinnvoll genutzt, das Klima wird geschont und die Qualität der Felder verbessert. Die Kühe haben weniger Bauchweh – das macht die Pflanzenkohle bei Vieh und Bauer beliebt.