Dieser Gärtner schwört auf Permakultur
Im Garten ein Stück die Welt retten

Lucas Meyer will den Menschen die Permakultur näher bringen. Für den Gärtner ist klar: Damit könnten viele Probleme gelöst werden.
Publiziert: 03.10.2021 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2021 um 15:20 Uhr
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Lucas Meyer (30) hat vor einigen Monaten «PermaTerra» gegründet.
Foto: Philippe Rossier
Dana Liechti

Schrebergärten erleben eine Renaissance, auf zahllosen Balkonen recken sich Blüten und Blätter der Sonne entgegen. Durch Corona haben nicht wenige ihren grünen Daumen entdeckt: Gärtnern liegt im Trend.

Das spürt auch Lucas Meyer (30). Vor einigen Monaten gründete er Permaterra: ein Projekt, das Hobbygärtnerinnen und -gärtner beim Einstieg in die Permakultur unterstützt – theoretisch mit Kursen, praktisch beim Gestalten eines Gartens. Seine Kundschaft sind Kirchgemeinden, die stillgelegten Gärten Leben einhauchen wollen, oder junge Familien, die aufs Land gezogen sind.

Der Garten beginnt mit beobachten

«Zuallererst ist es wichtig, genau hinzusehen», sagt Meyer ihnen. Einige Samen auszusäen zum Beispiel, dann zu schauen, ob etwas daraus entsteht. Und das Stück Land, das zum Garten werden soll, genau zu beobachten – am besten ein Jahr lang: «Wo ist es sonnig? Wo bläst der Wind stärker?» So könne man entscheiden, was wo angebaut wird. Etwa Pilze dort, wo viel Schatten ist.

Doch was genau bedeutet Permakultur? Bei diesem Konzept orientieren sich Gärtner an natürlichen Ökosystemen und Kreisläufen und versuchen, diese zu kopieren. Das Ziel: Ein Garten soll ohne Hilfsmittel von aussen gedeihen. So werden etwa stickstoffbindende Pflanzen wie Leguminosen oder Klee angebaut. Sie ziehen Stickstoff aus der Luft und geben ihn an den Boden ab, wo er als wichtiger Treiber für das Pflanzenwachstum fungiert.

Die Insekten sind zurück

Der Kauf von Kunstdünger wird damit verzichtbar. Natürliche Schädlingsbekämpfung unterstützt das Vorhaben: In ein Beet mit Kohl pflanzt Lucas Meyer zum Beispiel auch Sellerie, Lauch und Ringelblumen. Diese sondern Duftstoffe ab, die Kohlweisslingsraupen davon abhalten, den Kohl anzuknabbern.

Anfang Jahr haben Bekannte dem jungen Gärtner ein Stück Land überlassen. Dort entsteht nun ein grosser Garten. Wo sich inzwischen Mais in den Himmel reckt, sich Kürbispflanzen am Boden schlängeln und die orangefarbenen Blüten der Kapuzinerkresse aus dem Grün hervorleuchten, wuchs bis dahin nichts als Rasen. Mit der Vielfalt der Pflanzen seien auch die Insekten zurückgekehrt.

Eigentlich wollte er immer schon Bauer werden

Eigentlich, so Meyer, habe er immer Bauer werden wollen. Aber die intensive Landwirtschaft sagte ihm nicht zu: «Sie hat zu viele Nachteile für die Gesundheit, das Klima und die Biodiversität.» Also hat der Aargauer Wirtschaft studiert und Karriere gemacht. Bis er merkte, dass er wie in einem Hamsterrad gefangen war. «Das viele Arbeiten, um viel Geld zu verdienen, das man dann für unnötige Dinge ausgibt, machte für mich auf einmal keinen Sinn mehr.» Meyer kündigte seinen Job und erlernte auf Reisen und in Kursen das Gärtnerhandwerk.

Mit Permaterra will der frischgebackene Vater sein erlangtes Wissen weitergeben – und die Welt verbessern.

Seine Vision ist es, dass dereinst möglichst viele Bodenflächen, Gärten und Äcker naturnah bestellt werden. «Die Permakultur eignet sich perfekt dafür: Mit ihr arbeitet man für und nicht gegen die Natur.»

Gärtner sind «glücklichste Menschen der Welt»

Für Meyer ist klar: Gesellschaft und Landwirtschaft stecken in der Krise. Ausgelaugte Böden, von Arbeit und Konsum müde Menschen, fehlender Bezug zu Lebensmitteln ... die Probleme seien zahlreich. Aber er hat auch eine Lösung für fast jedes einzelne parat: «Gärtnern!»

Auf diese Weise kehre nicht nur die Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit zurück, sondern man tue auch etwas gegen den Verlust der Biodiversität.

Meyer ist überzeugt, dass es den Menschen guttun würde, sich wieder verstärkt der Arbeit in der Natur hinzugeben. «Schliesslich sagt man, dass Gärtner die glücklichsten Menschen der Welt sind», sagt er und zieht lächelnd ein paar Rüebli aus der feuchten Erde.

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