Familie bekommt eine umso grössere Bedeutung, wenn sie keine Selbstverständlichkeit ist. Selina Schweizer (34) erlitt in den vergangenen Jahren fünf Fehlgeburten. Dass sie und ihr Mann Matthias Schweizer (38) nun seit fast elf Monaten Eltern der kleinen Janelle sind, erfüllt sie mit Dankbarkeit und Glück.
Einst waren die beiden Ostschweizer voller Sehnsucht, Neues und Fremdes zu entdecken. Sie wanderten als Paar drei Monate lang auf dem Jakobsweg, bereisten Afrika, Asien und Südamerika, arbeiteten in Ländern wie Kenia und Indien. Seit vier Jahren sind die Pflegefachfrau und der Schreiner aber sesshaft und haben in Buchs AG in einem Miethaus ein gemütliches Nest geschaffen.
Nie im Jahr kommt der Familie eine so grosse Bedeutung zu wie an Weihnachten. In einer dreiteiligen Serie sprechen wir mit Menschen, deren Familie im Jahr 2022 eine Veränderung erlebt hat, darüber, was Familie ihnen bedeutet und wie sie Weihnachten feiern.
Nie im Jahr kommt der Familie eine so grosse Bedeutung zu wie an Weihnachten. In einer dreiteiligen Serie sprechen wir mit Menschen, deren Familie im Jahr 2022 eine Veränderung erlebt hat, darüber, was Familie ihnen bedeutet und wie sie Weihnachten feiern.
An Weihnachten nach Hause
Ihre ersten Weihnachten als Familie feiern sie nicht für sich, sondern wie früher je einmal bei ihren Familien. «Vermutlich wird Janelle viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen», sagt Matthias Schweizer. Das übliche Programm soll aber davon nicht beeinträchtigt sein, mit zwei Anpassungen: «Ich fände es schön, wenn wir die Weihnachtsgeschichte dieses Jahr nicht einfach vorlesen, sondern Janelle im Bilderbuch zeigen», sagt Selina Schweizer.
Und singen würde sie dieses Jahr gern noch ausgiebiger, weil das kleine Mädchen so grosse Freude an Musik zeigt. Gemäss Familientradition ist Selina Schweizer fürs Musikalische zuständig, wählt im Vorfeld Lieder aus, vervielfacht die Texte und begleitet dann an Weihnachten den Gesang auf der Gitarre oder am Keyboard.
Als Kinder zusammen gespielt
Aufgewachsen sind Selina und Matthias Schweizer in einem freikirchlichen Umfeld. Als Kinder traten sie in der Weihnachtszeit gemeinsam in Krippenspielen auf. Als Eltern ist es ihnen nun wichtig, dass ihr Kind die Bedeutung von Weihnachten kennt. «Wir feiern die Geburt von Jesus», sagt Selina Schweizer. «Der kommerzielle Rummel rund um Weihnachten ist mir zu viel. Er lenkt vom Wesentlichen ab.»
An Weihnachten will das Paar denen etwas Gutes tun, die weniger haben. Statt im grossen Stil Geschenke zu machen, senden die beiden lieber Geld an Freundinnen und Freunde im Ausland, die es nötig haben. Oder sie bieten bei einer Gassenweihnacht Unterstützung. «Es geht darum, Gemeinschaft zu schenken. Denn diese Menschen spüren in der Weihnachtszeit ganz besonders, dass sie allein sind», sagt Selina Schweizer.
Zu ihren Geschwistern und Eltern pflegen beide eine gute Beziehung. Selbst Eltern zu werden, hat den Blick auf Familie verändert, weicher gemacht. Die Jungen erkennen jetzt, was Elternsein bedeutet, und empfinden ein grösseres Dankgefühl den eigenen Müttern und Vätern gegenüber. Und nicht nur das: Sie können auch besser nachfühlen, wie schwierig es sein muss, loszulassen, wenn das eigene Kind die Flügel ausbreiten und eigene Wege gehen will.
Staunen über ihr Kind
Das Familiengefüge hat sich verschoben. «Wir sind nicht mehr nur die Kinder unserer Eltern, sondern selbst Eltern. Nun stehen wir über der nachfolgenden Generation», sagt Matthias Schweizer. Mit der neuen Position verbunden: gewachsenes Verantwortungsbewusstsein und ein nie endendes Staunen darüber, wie beharrlich ihr Kind Dinge ausprobiert und die Welt erkundet.
Kugeln am Baum, Lichterglanz, Kerzenduft: Dieses Wochenende wird Janelle im Kreis ihrer Familie das erste Mal den Zauber von Weihnachten erleben.