Ukrainerinnen feiern weit weg von ihrer Heimat
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Weihnachten in der Schweiz:Ukrainerinnen feiern weit weg von ihrer Heimat

Festtage in Kriegszeiten
Die kleine Anastasia feiert Weihnachten ohne ihren Papa

Diana Haliieva (24) und Valeriia Mashchenko (36) liessen ihre Angehörigen zurück, als sie vor dem Krieg in der Ukraine in die Schweiz flohen. Gemeinsam mit Anastasia (2) feiern sie ihre ersten Weihnachten in der Schweiz – und sind doch in Gedanken ständig in der Heimat.
Publiziert: 21.12.2022 um 10:32 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2022 um 14:04 Uhr
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Die Ukrainerinnen Diana Haliieva mit Anastasia und Valeriia Mashchenko (r.) feiern fern ihrer Heimat zusammen Weihnachten.
Foto: Thomas Meier

«Ich wollte nicht weinen», sagt Diana Haliieva (24). Doch die Sehnsucht nach ihrer Familie ist gross, und der Schmerz kommt hoch, wenn sie über ihre Angehörigen in der Ukraine spricht. Ihren Mann und Vater der zweijährigen Anastasia hat sie seit Anfang März 2022 nur im Videogespräch gesehen ebenso wie ihre Eltern und Grosseltern.

Familie in der Festtagszeit

Nie im Jahr kommt der Familie eine so grosse Bedeutung zu wie an Weihnachten. In einer dreiteiligen Serie sprechen wir mit Menschen, deren Familie im Jahr 2022 eine Veränderung erlebt hat, darüber, was Familie ihnen bedeutet und wie sie Weihnachten feiern.

  1. Durch den Krieg getrennt
  2. Zum ersten Mal mit Kind
  3. Wenn jemand fehlt

Nie im Jahr kommt der Familie eine so grosse Bedeutung zu wie an Weihnachten. In einer dreiteiligen Serie sprechen wir mit Menschen, deren Familie im Jahr 2022 eine Veränderung erlebt hat, darüber, was Familie ihnen bedeutet und wie sie Weihnachten feiern.

  1. Durch den Krieg getrennt
  2. Zum ersten Mal mit Kind
  3. Wenn jemand fehlt

Mit einem Bus kamen Diana Haliieva, Anastasia und ihre Cousine Valeriia Mashchenko (36) vor über neun Monaten in der Schweiz an. Nach zwei Monaten bei einer Schweizer Familie konnten die Cousinen, die vorher in 16 Fahrstunden Entfernung voneinander lebten, mit dem Kleinkind eine Wohnung in Reinach BL beziehen.

Erstmals eigene Weihnachten

Durch die Flucht in die Schweiz wurden die Ukrainerinnen in ein neues Leben katapultiert. Sie machen neue Erfahrungen, übernehmen neue Rollen. So auch an Weihnachten. Zu Hause ist es jeweils Diana Haliievas Mann, der den Baum besorgt. Ihre Mutter und ihre Grossmutter haben den Lead in der Küche. Valeriia Mashchenko ist an Weihnachten üblicherweise zu Gast bei ihrer Grossmutter im Kreis der erweiterten Familie.

Diana Haliievas Familie feierte üblicherweise nach dem julianischen Kalender am 7. Januar Weihnachten, ihr Mann nach dem gregorianischen Kalender bereits im Dezember. Diana Haliieva zeigt sich diesbezüglich flexibel.

Die Cousinen werden am 24. Dezember mit Anastasia in ihrer eigenen Wohnung Weihnachten feiern. Sie wollen einen kleinen Baum aufstellen und diesen mit dem Kind schmücken. Sie werden ukrainische Speisen zubereiten, etwa «Olivje», ein Kartoffelsalat mit Karotten, Salami, Gurken, Mayo und Zwiebeln, der Lieblingssalat von Diana Haliievas Mann.

Bereits am 21. Dezember ist das Trio für ein Weihnachtsmahl bei ihrer ehemaligen Gastfamilie eingeladen. Auch dorthin wollen sie ukrainische Speisen mitbringen.

Überleben statt feiern

In ihrer Heimat fällt Weihnachten dieses Jahr aus. «Überleben ist wichtiger», sagt Valeriia Mashchenko. Die Menschen harren in bitterer Kälte den grössten Teil des Tages ohne Strom aus, kochen etwas, wenn es gerade geht. Aus Angst vor Angriffen bleiben sie zu Hause. In Kriegszeiten gibt es keinen festlich geschmückten Tisch, keine üppige Auswahl an traditionellen Speisen.

Allein in der Schweiz sind über 70'000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine einem ähnlichen Wechselbad der Gefühle ausgeliefert, wie es im Gespräch mit Diana Haliieva und Valeriia Mashchenko spürbar wird. Trauer und Sorge vermengen sich mit Dankbarkeit und kleinen Freuden im Alltag.

Im Dezember hat Anastasia ihren zweiten Geburtstag gefeiert. Sie war 15 Monate alt, als ihre Mutter mit ihr aus der Ukraine floh.
Foto: Thomas Meier

Den Cousinen geht es gut in der Schweiz – eigentlich. Valeriia Mashchenko unterrichtet ukrainische Kinder und hat in einer Kirchgemeinde Freundschaften geknüpft. Diana Haliieva arbeitet als Assistentin in einem Kindergarten und sagt: «Wenn ich mit den Kindern bin, vergesse ich den Krieg.»

Familie bedeutet Rückhalt

Was fehlt im neuen Leben, sind die Liebsten: Familie und Freunde, die teils aufgrund des Kriegs über die halbe Welt verstreut sind, teils in der Heimat ausharren. «Familie bedeutet Rückhalt. Wenn die Wände vertraut sind, wirkt das heilend und entspannend», sagt Valeriia Mashchenko. Und Diana Haliieva sagt: «Ich wünsche mir eine grosse Familie!»

Seit diesem Monat sei der Kontakt zu den Angehörigen in der Ukraine schwieriger geworden, berichten die Frauen. Die durch den russischen Beschuss zerstörte Infrastruktur betrifft auch die Internettelefonie.

Gerade an Weihnachten aber wäre es ihnen besonders wichtig, ihre Familien erreichen zu können, via Bildschirm ein bisschen Nähe zu spüren. Ihr einziger Wunsch zu Weihnachten ist es, dass der Krieg und das Töten enden. «Dann können wir wieder mit unseren Familien zusammenkommen in der Ukraine», sagt Valeriia Mashchenko.

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